Jan. 11, 2019
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

DI 08. Januar 2019
„Unstimmigkeiten“ in den Abweichungen
ANDREAS SCHAERER & A NOVEL OF ANOMALY
Andres Schaerer (voc), Kalle Kalima (e-g), Luciano Biondini (accordion), Lucas Niggli (dr, perc)

Als ostentative Novelle zu seinen bisherigen zumeist atemberaubenden Unternehmungen ist des Schweizers Andreas Schaerer aktuelles Projekt nicht so ohne weiteres zu werten. Entgegen der quergedachten Besetzung, für die der „Voicemaniac“, neben seinem Alter Ego und Landsmann Lukas Niggli, noch zwei andere Individualisten/Eigenbrötler, ein Italiener, ein Finne, hinzu gebeten hat, mangelt es den musikalischen Inhalten mehrheitlich an adäquaten  „Anomalien“. Einleitend zitierte Biondini bereits mediterrane Folklore herbei, im gewohnten Duktus und Klangcharakter treibend, was eine konventionelle Befindlichkeit der Musik bereits umriss. Schaerer fand sich mit nonverbaler Poesie, inbrünstig bekundet, in jenes Reglement ein. Im Falsett schickte er seine Lautmalereien auf verschlungene melodische Pfade. Immer wieder lösten sich diese in extrovertierte, perkussive Muster auf. Angereichert mit allerlei aberwitzigem Geräuschpotential, rhythmisch scharf akzentuiert. Eine Ereignishaftigkeit die den Drummer Lukas Niggli im Besonderen forderte und reizte. Er konterte mit differenzierten, asymmetrisch akzentuierten Schlagfiguren über einem druckvollen Groove. Daraus resultierten die unbändigen Rhythmusschichtungen, denen die Musik ihre Spannkraft zu verdanken hatte. In den Händen des Gespanns Schaerer/Niggli lagen auch die entscheidenden Impulsetzungen und Kontrastbildungen. Kalle Kalimas Beiträge waren in Durchwachsenheit eingekesselt. Sein Spiel fand keine griffige Balance zwischen straight jazzig, noisehaft rockig und folkig. Solistisch gab´s dann auch eher kahles Land. Das Konzept der Band blieb grosso modo innerhalb der Funktionskriterien von Folklorismen diverser Herkunft. Italienisches, Finnisches, Indisches, Afrikanisches – sehr wohl in einen eigenen Sound gegossen. Erstaunt hat, dass auf typische Ethno-Fusion Schablonen in ungewohntem Ausmaß zurückgegriffen wurde. Doch halt: Schaerer wäre nicht er, hätte er nicht immer wieder das Konforme gegen den Strich gebürstet. Mit einem unglaublichen Solo als Posaunenimitation unter anderem oder klangfarblichen, vokalen Exaltiertheiten. Schaerer ist das Stimmphänomen der Kreativmusik unserer Tage, der musikalisch immer außer sich ist. Bei gegenständlicher Novelle jedoch ist ihm zuviel „Normalität“ ausgekommen.