So 26. Februar 2017
20:30

Szymon Mika Trio (PL/ISR)

Szymon Mika: guitar
Max Mucha: bass
Ziv Ravitz: drums

Abgesehen von drei Fremdkompositionen, die schon beim ersten Blick auf die Rückseite dieser CD darauf hindeuten, wie bunt es musikalisch zugeht, bietet Gitarrist Szymon Mika im klassischen Trio mit gar nicht mal so klassischem Sound sechs eigene Stücke im Dunstkreis des modernen Jazz mit seiner Herkunft zum trotz nicht zwingend osteuropäischer Note.
Die Betonung liegt eben auf „modern“, und was das betrifft, steht Skandinavien weiterhin hoch im Kurs, wenn es um dieses Genre geht. So umweht auch „Unseen“ ein unterkühlter Hauch, was dem allseitigen Minimalismus geschuldet ist, den die drei Herren in ihrem Zusammenspiel kultiviert haben. Vieles auf dem Album wirkt nur angedeutet und zwar fragmentarisch, wurde aber eindeutig zu Ende gedacht.
Mika, Mucha und Ravitz betreiben also Irreführung mit Methode oder glimpflicher, positiver ausgedrückt – zwingen den Hörer zum Einfügen subjektiver Leerstellen vor allem emotionaler Art, denn wer ist schon in der Lage, musikalisch mit welchen Mitteln auch immer zu ergänzen, was er auf „Unseen“ als fehlend erachtet? Mit Gefühl wiederum lässt sich jedem der Tracks beikommen, von denen das Soundtrack-Stück „Rosemary's Lullaby“ von Krzysztof Komeda neben dem elfminütigen Dorf herausragt.
Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt: Cole Porters Standard „Everything I Love“ erfuhr eine erfreuliche Frischzellenkur, während Clifford Browns „Daahoud“ in seiner Fiebrigkeit (die Rhythmusgruppe!) mit der zwingenden Aufnahme des Trompeters mit Max Roach mithalten kann.
Fazit: Toller, zeitgenössischer Gitarrenjazz mit luftiger Note und mindestens einem Bein in der Genre-Tradition, wobei der nebelhafte Ansatz der Macher beim Komponieren ein originelles Plus darstellt. (Andreas Schiffmann)

In Zusammenarbeit mit Polnisches Institut Wien