Mo 16. Juli 2018
20:30

Sly & Robbie meet Nils Petter Molvær (JAM/N)

Sly Dunbar: drums
Robbie Shakespeare: bass
Nils Petter Molvær: trumpet
Eivind Aarset: guitar
Vladislav Delay: electronics

Die Vorzeichen für ein musikalisches Gipfeltreffen des jamaikanischen Rhythmus-Duos Sly & Robbie mit dem norwegischen Jazztrompeter Nils Petter Molvaer stehen nicht schlecht. Schließlich haben Schlagzeuger Sly Dunbar und Bassist Robbie Shakespeare nicht nur dem Reggae seit den 70er-Jahren wichtige Innovationsschübe verpasst, sondern mit einer genresprengenden Liste an Musikern zusammengearbeitet. Auf dieser finden sich Bob Dylan und die Rolling Stones ebenso wie Serge Gainsbourg, Madonna oder Grenzgänger Bill Laswell, der wiederum ein gemeinsames Bindeglied zu Molvaer darstellt. Zwar wird dem norwegischen Musiker ob seines schlanken, lyrischen Trompetenspiels und seiner Assoziation mit dem Label ECM gerne das Etikett des unterkühlten Skandinaviers umgehängt. Seit seinem 1997 erschienenen Debütalbum "Khmer" setzt Molvaer seine eleganten Linien aber am liebsten kontrapunktisch zu elektronisch aufgehitzten Soundflächen und Rhythmen. Der gemeinsame Auftritt beim Wiener Jazzfest beginnt im ersten Gang: So baut der fürs Live-Sampling zuständige Elektroniker Vladislav Delay zunächst eine rhythmische Grundstruktur auf, in die sich – mit Hall, sehr viel Hall – Gitarrist Eivind Aarset und Molvaer, dann schleichend auch Sly & Robbie einklinken. Erst dann marschiert das Rhythmusduo richtig los, scheinbar stoisch, aber alles andere als wirkungslos. Fauler Willi am Bass Der Drummer im roten Overall und Bauarbeiterhelm und sein den faulen Willi markierender Kollege am Bass mögen ihre Raffinessen unauffällig servieren, das anfangs spärliche, dann dichter werdende Publikum schaukelt nicht nur beim Cover von Pink Floyds "Another Brick in the Wall" schön mit. Wer auf diese Grooves baut, baut richtig. Auch Molvaers minimalistische Improvisationen gehen gut mit den knochentrockenen Snare-Drum-Knallern aus Jamaika zusammen. Wenn sein Spiel mitunter zu Zierrat reduziert wird, liegt das vor allem an dem von ihm bevorzugten, bisweilen exzessiv eingesetzten Hall, zu dem sich an diesem Abend noch die gnadenlose Akustik des Rathaus-Arkadenhofes gesellt. Dass auch Molvaers Elektroniker und sein Gitarrist, der mit seinem Instrument am liebsten flächige Sounds generiert, gerne im Hall baden, macht die Sache nicht einfacher. Für einen bezwingenden Höhepunkt sorgt dann vor der Zugabe jener Mann, der anfangs als Letzter auf die Bühne geschlurft ist und den Hauptteil des Konzerts solo beschließt: Allein mit seinem Bass fordert Robbie Shakespeare nicht nur unpeinliche Mitsingchöre heraus. Mit scheinbar minimalen Fingerbewegungen, aber den Akzenten an den richtigen Stellen, zaubert er Grooves aus seinem Instrument, wie es nur ein echter Saitenmagier kann. Ob mit oder ohne Hall. (glicka, 10.7.2015 - derstandard.at)

Okeh Records veröffentlicht „Nordub“ – das erste Album der Grammy-Gewinner und Reggae-Legenden Sly & Robbie gemeinsam mit dem norwegischen Jazz-Erneuerer Nils Petter Molvær, Eivind Aarset und Vladislav Delay
Für „Nordub“ haben sich die Grammy-Gewinner und Reggae-Legenden Sly & Robbie mit dem norwegischen Jazz-Erneuerer Nils Petter Molvær zusammengetan, um ein einzigartiges Soundpanorama zu erschaffen, dass die schillernde Klangatmosphäre des norwegischen Jazz mit energiegeladenem jamaikanischen Groove verbindet. Zusammen mit dem Gitarristen Eivind Aarset und dem Electronica-Künstler Vladislav Delay hat sich da eine Band aus musikalischen Seelenverwandten formiert, die alle Genregrenzen ignoriert. Ihre erste Tour im Jahr 2016 sorgte weltweit für Aufsehen.

Das so innovative wie erfolgreiche Projekt haben wir allerdings einem Glücksfall zu verdanken: Obwohl jeder die Musik des anderen schon seit Jahren geschätzt hatte, war es purer Zufall, dass Mark van den Bergh – ein Freund von Sly & Robbie – beim Java Jazz Festival auf Nils Petter Molvær traf.

„Ich habe Mark beim Java Jazz Festival 2014 kennengelernt“, sagt Nils Petter Molvær. „Ich habe ihm erzählt, dass ich schon seit den 80ern ein Fan von Sly & Robbie bin, als sie mit ihrer Band Black Uhuru aufgenommen haben. Ich mag ihre kreative Unruhe. Sie sind in jeder Hinsicht so kreativ, sie kombinieren Dancehall, Soul, Hip Hop, Reggae mit allen möglichen anderen Einflüssen und arbeiten mit so tollen Musikern wie Sting, No Doubt, Ben Harper und Carlos Santana. Mark sagte mir, dass Sly & Robbie auch große Fans meiner Musik wären, und so entstand die Idee zu einer Zusammenarbeit. Ein paar Monate später, im Juli 2015, trafen wir uns bei einem Festival in einem kleinen französischen Dorf, wo wir gemeinsam auftreten sollten, obwohl wir noch nie zusammen gespielt hatten.“
Robbie Shakespeare erinnert sich: „Es war total irre. Seit ich Nils’ Sachen in den 90ern zum ersten Mal gehört hatte, war ich fasziniert von seiner atmosphärischen Verschmelzung von Stilen und seinem unvergleichlichen Trompetenspiel. Und jetzt sollten wir zusammen auftreten, obwohl wir uns noch nie zuvor begegnet waren. Aber als ich Nils dort traf, hab ich ihn sofort gemocht. Er hat Witze gerissen und sein Rücken hat ihm von der langen Anreise wehgetan, und mir ging’s genauso. Schlussendlich wurde es ein wunderbares Konzert, das es uns ermöglicht hat, uns aus unserer Komfortzone herauszubewegen und Neues zu entdecken.“

Nach dem Erfolg des ersten Konzerts in Frankreich beschloss die neue „Band“, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen und 2016 auf Tour zu gehen. Auf dieser Tournee entstanden einige neue Songs, und Sly & Robbie, Nils Petter Molvær, Eivind Aarset und Vladislav Delay waren so weit, ihr erstes Album in Oslo aufzunehmen: „Nordub“. (Pressetext)