So 2. September 2018
20:30

Nik Bärtsch’s Ronin (CH)

Nik Bärtsch: piano, fender rhodes
Sha: alto saxophone, bass clarinet
Kaspar Rast: drums
Thomy Jordi: bass
Daniel Eaton: light

Mit der Kraft der Entschleunigung formieren sich aus Einzeltönen melodisch/harmonische Motive, aus Einzelbeats markante, rhythmische Muster. Diese Muster und Motive faszinieren mit Detailgenauigkeit und einer unwiderstehlichen Sogwirkung. Signifikant hörbar ist, hinsichtlich der aktuellen Standortbestimmung von Ronin, die außerordentliche kollektive Koinzidenz. Nach einer personellen Häutung ist das Ensemble nun zum Quartett geschrumpft. Bärtsch charakterisiert den Schaffensprozess und das Interplay in der aktuellen Konstellation mit neu gewonnener Freiheit, Flexibilität bei der Annäherung an das Material, mehr Transparenz und Spiellaune bei der Umsetzung. Die „Ritual Groove Music“, wie Bärtsch sein musikalisches, eine archaische Urkraft beschwörendes Klangkompositum definiert - anregende Botenstoffe kommen aus den Bereichen Jazz, Rock, Neue Musik -, ist elastischer, rhythmisch intensiver und konkreter geworden. Jene rhythmische Energie bildet auch das Epizentrum der als Module betitelten Stücke. Es sind Grundlagen die immer wieder neu modelliert und zusammengesetzt werden können. In repetitiven Abläufen verschränken sich feinmaschig Melodierhythmen von Klavier und Blasinstrumenten mit den markigen Grooves von E-Bass und Schlagzeug. Was passiert im Zuge dieser reduktionistischen Strukturierung? Die Periodizität wird findigst und unaufhörlich verlagert. Asymmetrische Akzentuierungen werden gegeneinander versetzt. Im Konglomerat mit muskulösen Kreuz und Komplementärrhythmen formieren sich Aggregatzustände von unbändiger hypnotischer Wirkmächtigkeit, von faszinierender polymetrischer/polyrhythmischer Gliederung. Resultierend aus geschickter Austariertheit zwischen geraden und ungeraden Takten. Simplizität und Vertracktheit werden zu einer Art Meta-Groove respektive einem polyphonen Meta-Drone amalgamiert. Trotz strikter Texturen durchweht die Musik, grund des Intuitionsspielraumes, eine beflügelnde Zwanglosigkeit und Freiheit. Große Trance-Dramaturgie. (Hannes Schweiger)