7. April 2018
Von Hannes Schweiger

FR 06. April 2018
Der Stew ist am Dünsten
SHAKE STEW
Lukas Kranzelbinder (acc-b, guembri), Mario Rom (tp), Johnny Schleiermacher (ts), Clemens Salesny (as), Manuel Mayr (e-, acc-b), Niki Dolp, Mathias Koch (dr, perc)

Fast ein Jahr ist es aus, dass das allseits gelobte und geliebte „Ensemble Extraordinaire“ ihr vielumjubeltes Porgy & Bess Stage Band Engagement abbrannte. Und erneut strömte das Publikum in Scharen herbei. Bemerkenswert welch außerordentliches PR-Talent Spiritus Rector Lukas Kranzelbinder nebenbei sein eigen nennen darf.  Von medienwirksamer Werbung im Vorfeld über Bühnenausstattung und –gewandung der Akteure, einem Drink des Abends namens „Riser“ bis zum aktuellen Tonträger, im Format Vinyl bzw. CD, war wiederum jeder Schritt durchdacht. Das Unterfangen ging wunderbar auf. Unter heftigem Applaus schritt die Band zur Live-Umsetzung ihres neuen Programmes. Betitelt: „Rise And Rise Again“. Ein ziemlich dahinpreschender Shuffle-Rhythmus, hinsichtlich Akzentuierung findig verteilt zwischen den Schlagzeugern, legte ein quirliges Bewegungsmuster aus, in das sich gegeneinander versetzte Bassostinate einfädelten. Das überzogen die Bläser mit gediegenen harmonischen Skizzen. Es nahm sich wie eine jubilierende Eröffnungsfanfare aus. Doch im weiteren Verlauf des ersten Konzertteiles tendierten Kranzelbinders Tondichtungen in Richtung Sparflamme. Überwiegend waren die thematischen Vorausplanungen der neuen Piecen von wohl balancierten, melodischen Direktbezügen zur Harmonik bestimmt. Jene wies deutlicher als zuvor  Bezüge zu popaffinen Funktionalismen, neben den wesentlichen Bezugspunkten zur maghrebinischen bzw. afrikanischen Kultur im Allgemeinen, auf. Klar, durchgerüttelt mit jazzidiomatischer Passion. Hinzukommend nährte sich der Eindruck, dass den solistischen Ausflügen bezüglich Reichweite Grenzen auferlegt waren. Wiewohl auch rhythmisch häufig triolische Four Beat-Strukturen federführend waren. Man vermisste ein Mehr an asynchronen „Schlaglöchern“. Die Musik tendierte zu perfekter Geschlossenheit in der Umsetzung der Konzeption. Dahingehend erspielte sich die Band allerdings eine unglaubliche Homogenität und unmittelbar swingende Bewegungsintensität, ließ aber die anfänglich herausfordernde, kennzeichnende Kühnheit mehrheitlich vermissen. Da verbeißt sich der Planer Kranzelbinder jetzt ein wenig zu sehr im Durchstylen.  Er wird wissen wieso. Vielleicht ist er an einer entscheidenden Weggabelung angelangt. Wir werden es zum geeigneten Zeitpunkt zu Hören bekommen. Bleiben wir im Jetzt. Horrend zu brodeln begann es gegen Ende des Gigs. Da tischten die Musiker Stücke des Debut-Programmes auf. Von den Rahmenbedingungen war kurzerhand alles loser, das improvisatorische Axiom griff um sich und die Bläser erschlossen, unter zeitweise durchdachtem Einsatz elektronischer Effekte, dem Kontinuum mit atemberaubenden die Harmonien auflösenden Chorussen den  nötigen, aufmüpfigen Freimut. Besonders Clemens Salesny und Mario Rom brillierten mit in ihrem Spiel eigenständig verinnerlichter Jazzterminologie – von blusigem Tiefgang, boppiger Quirligkeit zur abenteuerlichen Klangfarbenexegese. Den Diktionen Vorgabengebundenheit und „Kleider vom Leib reißen“ gleichermaßen zugeneigt. Keine Frage, in dieser Formation wird schon noch einiges an sprühender Kreativität aufgehen an dessen Wahrhaftigkeit nicht zu rütteln sein wird und das Publikum hat sie fest ins Herz geschlossen. Nichts für ungut, ein paar Steilhänge mehr beim Aufstieg hätten so richtig begeistert.