20. Januar 2019
Von Hannes Schweiger

MI 16. Januar 2019
Fliegendes Klassenzimmer
CHAUD 3 directed by EMIL SPÁNYI
Emil Spányi (p, cond), Alana Macpherson, Max Glanz, Lennard Fiehn (reeds), Thomas Straub, Christoph Braun (tp, flh), Simon Kintopp (tb), Lenni Torgue (vibes), Nico Stettler (e-g), Vito Cadonau (b), Clement Grin (dr)

Was als ambitionierte Idee vor einigen Jahren seinen Anfang nahm hat sich inzwischen etabliert und ausgeweitet. Der Kooperation des Jazzinstitutes der Bruckneruniversität Linz, damals unter der Ägide des begnadeten Jazzkomponisten, -pädagogen Christoph Cech, auf dessen primäre Initiative diese Unternehmung zurückgeht, und der Jazzabteilung der Musikhochschule Luzern ist letztjährig das Jazzdepartment der Haute Ecole de Musique de Lausanne beigetreten. Von den jeweiligen Verantwortlichen wurden die vielleicht interessantesten Instrumentalisten unter den Studierenden ausgewählt, die folglich als Little Big Band eine kurze Tour durch einige Länder Europas bestreiten. Heuer stand die Formation unter der Leitung des ungarnstämmigen Pianisten/ Dozenten in Lausanne Emil Spányi. „CHAUD“ steht für sCHweiz, AUstria und Deutschland, da diesmal auch Musiker von eben dort involviert waren, und heißt auf Französisch heiß. Zweifelsohne ziemlich „heiß“ waren einige der Kompositionen, vornehmlich aus der Feder der Studierenden.  Ausgeklügelte Arrangements mit individuellen Voicings, komplexe polyphone Stimmgewebe, rhythmische Raffinessen und Neigungen zu ausgefallenen Klangfarben, manchmal allerdings einer zu brachialen Umsetzung zugetan, die auch auf den Gruppensound nachteilige Auswirkung hatte, kennzeichneten die Werke. Umsichtigst geleitet von Spány, der auch mit dem einen oder anderen Solo die Kompositionen sublimierte. Großformatige Konzeptionen der Jazzgeschichte von wesentlichen Innovatoren wurden zumeist sehr kreativ umgesetzt und mit Eigenleben versehen. Was nicht selten zu spannenden, polyphonen Verschachtelungen und Offenheit gegenüber rock- und popmusikalischen Ästhetiken führte. An Musikerpersönlichkeiten waren einige auffallende zu entdecken. Überzeugten sie bereits mit individueller Stilistik und dem persönlichen Sound. Wie etwa der Blechbläser Christoph Braun, der Tenorist Max Glanz und im Besonderen die gebürtige Australerin Alana Macpherson. Sie geht mit einer speziellen Legatospielweise, in welche sie abstrakte Verschleifungen einflicht, konsequent einen bemerkenswerten Weg. Bei der derzeit alles überschwemmenden gesellschaftspolitischen Abgrenzungs- und Exit-Paranoia, verkünden die Künste wieder einmal wie konfliktlos Eingänge zu unterschiedlichen kulturellen Herkunftsumfeldern genützt werden können. Die junge Generation zeigt enormes Potential. Dessen Förderung durch derartige Projekte kann in seiner Bedeutung nicht oft genug betont werden. Also – into the hot.