EDIT ORIA L

K ultur, was immer wir darunter verstehen mögen, gehört keineswegs mehr zu den Dingen, die wir fraglos und dankbar hinnehmen. Das Wort selbst erregt Unbehagen...Hannah Arendt Porgy & Bess ist kultureller Diskurs. Kultur: das ist die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft. Gemeinschaft: das sind die Künstler und ihr Publikum, die nichts fraglos und ewig dankbar hinnehmen, was ihnen der nervös pulsierende Kulturbetrieb in den Kunsttempeln vergangener Zeiten vorverdaut. Pluralistische Programminhalte definieren unsere Gegenwart, gewähren Ahnungen zukünftiger Erlebnisqualitäten und leuchten sorgsam Vergangenes aus. Porgy & Bess, was imme rman darunter verstehen mag, gehört gottlob zu den Dingen, die wir nicht fraglos aber dankbar hinnehmen. Dankbar ist die Leitung des Hauses den vielen helfenden Händen der vergangenen Saison, dankbar verneigen sich die Häupter des infernalischen Dreigestirns vor den innovativen, engagierten und kreativ entfesselten Musikern auf der ehemaligen Kleinkunstbühne der Fledermausbar, dankbar begrüßen wir ein kritisch-aufmerksames Publikum, welches sogar ein Zahlendes ist. Jazz: das Wort selbst erregt. Jazz im Porgy & Bess erregt keinesfalls Unbehagen. Jazz als musikalischer Baustein einer Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft stellt Fragen, entfacht Diskurs und manchmal noble Trunkenheit. Das Unbehagen am nächsten Morgen hat nichts mit Musik, mit Jazz im speziellen und mit dem Porgy & Bess im allgemeinen zu tun. Während anderen Ortes sündteure Bemühungen zur Beatmung der Künstlichkeit unternommen werden, Kaltglanzkultur sorgsam gestylte Programmhefte zeitigt, atmet das Porgy & Bess Kultur. Das vermehrtes Rauchen das Atmen manchmal kaum zuläßt nehmen wir fraglos, aber nicht dankbar hin. Porgy & Bess, was immer wir darunter verstehen mögen, gehört jedenfalls zu den Dingen, die wir......! Renald Deppe PS: Wer nicht hören will, muß keineswegs fühlen. Er/Sie kann im Künstlerzimmer Kunst, pardon d`Art spielen

Das sind also die Abschiedsworte unseres scheidenden Programmmitgestalters Renald Deppe,der eine Liga höher gestiegen ist und ab sofort als Kurator des Festspielhauses St.Pölten die umstrittenene Landeshauptstadt in eine vor Lebensfreude strotzende Jazz- und Avantgardemetropole verwandeln wird.Wir bedanken uns bei Renald für die vielen Impulse,die er in den letzten vier Jahren gesetzt hat und wünschen ihm das Beste für seine grosse Herausforderung.Wir werden uns bemühen,einen adäquaten Nachfolger zu finden. Die vierte Saison, die uns so viele musikalische Höhepunkte und eine neue Rekordbesucherzahl (Auslastung bei 80%) beschert haben wird, geht in die Schlussrunde. Internationale Höhepunkte gibt es etwa mit Kenny Wheelers Portrait, Abercrombie's Baseline, Mark Murpyhy, David Murray, Corin Curschellas,dem Blueser A.C.Reed oder der fantastischen Cuban Group um Rubalcaba.Bei den nationalen Acts wollen wir Duckbilled Platypus, Max Nagl, Heavy Tuba, den klassischen Oboisten Vasile Marian oder den Komponistenabend mit Rennert, Stankowsky, Mashayeki besonders hervorheben. Wir beschliessen die Saison am 2.Mai mit dem Spektakel Social Studies, bei dem Sie die gesamte Crew des Porgy & Bess auf der Bühne, und eine Schar erlesener Musiker als Workers hinter der Bühne (Bar,Garderobe,Backstagebar/Küche)erleben können. Wir eröffnen die 5.Saison am Freitag, den 12.September, wobei die Membercards am Do,den 11.September ab 18.00 Uhr erhältlich sind. Geniessen Sie bis dahin das vielfältige Musikangebots des Monats April und halten Sie uns weiterhin die Treue. Ihre Renald Deppe, mathias rüegg, Christoph Huber

PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38