mo 10.11.

21.00 Uhr THOMASTIK-INFELD features
Nguyên Lê Trio F


So wie er, mit dieser durch Pausen hochgespannten Rock-Bissigkeit, den wie aus buddhistischen Ritualen herüberwehenden Ruf-Motiven und den merkwürdigen Überleitungsschleifen, spielt kein anderer Mensch Gitarre. Wenn die altehrwürdige Frankfurter Allgemeine derart euphorisch über ein Jazz Konzert berichtet, dann mag das schon als etwas Besonderes interpretiert werden. Mit Nguyên Lê betritt tatsächlich jemand die Bühne, der zur Spitze des europäischen Jazz zählt. Gastierte er letztes Jahr mit Dieter Ilg und Danny Gottlieb, so sind es nun Renaud Garcia Fons und Tino di Geraldo, die die vielfältigen Exkursionen des Gitarristen in ein rhythmisches Konzept bringen werden. Im übrigen wird Dhafer Youssef Nguyên Lê wahrscheinlich im März zur Reihe Foreign Affairs einladen.
CH
Eintritt: ÖS 150.-


24.00 Uhr Otto Lechner und sein Orchester

Zugegeben, ich habe ein Problem (Wie? Das haben Sie bereits gemerkt?): Ist es doch denkbar mühsam, ein Konzert samt neuer CD anzukündigen, wenn man nie nicht je einen Pieps daraus gehört hat! Geradezu aussichtslos wird die Sache, wenn der Orchestervorstand Otto Lechner heißt: Er/Es ist einfach unfaßbar! Will heißen, bei Otto weiß man nie, was als nächstes um die Ecke biegt - auch musikalisch nicht. "Das ist ja gerade das Spannende!" höre ich Sie sagen (Ja, ja! Machen Sie sich ruhig über anderer Leute Leidensdruck lustig...). Also, noch einmal zurück an den Start: Ein hörfähiges Band von der CD gäbe es schon, aber - so Otto - "bei mir sind gerade die Maler, und das Tape ist irgendwo ganz unten in einer Kiste, und bis ich das jetzt finde..." etc. etc. Um es abzukürzen: Über ca. 37 Mittelsmänner gelange ich schließlich an eine vier Jahre alte CD-Kompilation mit dem obskuren Titel "Friends of Miles Smiles" (Da plumpes product placement hier nichts verloren hat, muß die Namensnennung des Produzenten - eines bekannten Wiener Jazz-Lokals - unterbleiben). Und? Sie werden es nicht glauben: Von gut einem Dutzend Titel fand sich darauf genau ein (in Zahlen: 1) Stück mit Ottos Orchester, was - unter uns gesagt - um elf Stücke zu wenig ist! Also ran an das singuläre Tondokument: Der Sound von "Miles Runs The Voodoo Down" - ein Miles Davis-Tune - ist evidenterweise sehr Bitches Brew-esque, jedoch irgendwie heutiger und europäischer; auch Besetzungsdetails (wie zwei Bässe, Orgel usw.) lesen sich ähnlich wie bei Miles, bloß daß die Musiker hier seltsamerweise ganz andere, in der Hauptsache österreichisch klingende Namen haben, was in diesem Fall absolut kein Nachteil ist; die Musik selbst ist schwer in Ordnu... Aber was erzähl' ich Ihnen! Konzert anhören, CD einsacken und... Da wird mir unerwartet ein Kassiber zugespielt, der mir mitteilt, daß auf der neuen CD letztlich ganz andere Stückerln gespielt werden; lediglich ein Miles-Thema wird da in einem anderen Stück... Sie sehen selbst: Er/Es ist nicht zu fassen! Ich höre schon Otto, wie er mir Nietzsche entgegenschleudert: "Hier ist einer, dem du anmerkst, daß er dich loben will: du beißt die Lippen zusammen, daß der Kelch vorüberginge! Aber er geht nicht, er kommt! ... und jetzt, nachdem es geschehen, wissen wir, daß er sich sehr erhaben fühlt, er hat den Sieg über uns errungen - ja! Und auch über sich selber, der Hund! - Denn es wurde ihm nicht leicht, sich dies Lob abzuringen." Frei nach Ernst Jandl kann ich da nur mehr w.o. geben: "ottos b(p)op rotzt."
KP

Eintritt: ÖS 80.-

PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38