do 13.11.

21.00 Uhr Peter Brötzmann Quartet Die Like A Dog D/J/USA

Im Anfang war der Schrei. Und der Schrei ist Fleisch geworden: Brötzmann. Durch ihn wird der Himmel über dem Leben vielleicht gefährlich und düster, aber die Luft bleibt kräftig und streng. (Friedrich Nietzsche) Düster auch die Gewitterwolken, die in den sechziger Jahren am engen deutschen Jazz-Horizont aufzogen, als ein junger Kunststudent, das Saxophon wie eine Machine Gun (so ein LP-Titel) im Anschlag, sich anschickte, dem Pickelhauben-Swing gehörig den (langen) Marsch zu blasen: Es ist eine Musik, die dich buchstäblich mit Haß auflädt. Ich möchte alles kurz und klein schlagen, wenn ich eine Weile Brötzmann gehört habe. (Attila Zoller) Was mit einem bis dahin unerhörten, kompromißlosen Kahlschlag sämtlicher musikalischen Konventionen begonnen hatte - schreckhafte Naturen sprachen gar von Teutonischem Totschlag-Jazz -, hat sich heute zu einer breiten Palette selbstbewußter europäischer Improvisationsszenen mit je eigenständiger Geschichtlichkeit und Klassik diversifiziert. Bei allem dämonischen Ingrimm, der einem Flutwelle für Flutwelle entgegengekotzt wird, ist Brötzmanns formatsprengendem akustischen Informell mittlerweile eine Art von Klassizität eigen, wie sie auch in den Schüttbildern von Hermann Nitsch zu finden ist: Das autonom erschlossene Vokabular, ein Fundus an elaborierten Reaktionsmustern und Ritualen und ein an der Erfahrung geschärfter Instinkt stabilisieren die musikalischen Verlaufskurven, so tumultartig sich die Ereignisse auch entwickeln. Inmitten von reinem Powerplay, bei dem sämtliche physiologischen Barrieren aufgehoben scheinen, stößt Brötzmann aber immer öfter kleine Fenster in eine geradezu bukolische Beschaulichkeit auf, die sogar die abgebrühtesten Frontberichterstatter poetisch delirieren läßt: Der Che-Guevara-bei-der-Landarbeit-Fraktion der Saxophonisten bei der Herzensbildung...(Markus Müller, Jazzthetik) So läßt sich Brötzmanns Musik heute allgemein entspannter, ausbalancierter, gereifter, aber keineswegs weniger konsequent an. Bei aller Abgeklärtheit erbarmungslos konsequent auch die Koadjutoren der strengen Exerzitien: Mit William Parker und Hamid Drake ministriert ein Rhythmusgespann, das bereits sämtliche höheren Weihen hinter sich hat; und als einer der komplettesten und raffiniertesten seiner Zunft gilt Kamikaze-Trompeter Toshinori Kondo sowieso als papabile. Wenn ich längere Zeit nicht spiele, werde ich wahnsinnig - oder ich bin jeden Tag betrunken (Brötzmann), denn schon Schönberg erkannte: Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen... Der Mittelweg ist der einzige, der nicht nach Rom führt. Egal, ob Mittel- oder Holzweg, Sack- oder Spiegelgasse - bei Pater Brötzmanns Predigtdienst wird Ihnen der Putz von den Ohren rieseln. Amen.
KP
Eintritt: ÖS 150.-


24.00 Uhr NightLine Denise Mader & Band
Besetzung wie 9.11.

PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38