EDIT ORIA L

N ach einem erfolgreichen Start in die fünfte Saison (Knapp über 2.400 zahlende Besucher füllten allein im September den Club) bietet auch der November abwechslungsreich Interessantes. Vorab noch einige Bemerkungen zu einer lokalspezifischen Problematik: Einige Konzerte sprengen den Rahmen des P&B. Dennoch erscheint es uns interessant und legitim, Musiker, die gewöhnlich nur auf großen Bühnen mehr oder weniger gut zu hören und meist schlechter zu sehen sind, in einem intimeren Rahmen zu präsentieren, der eine unmittelbare Publikumsinteraktion zuläßt. Bei derartigen Veranstaltungen ist es unbedingt erforderlich, rechtzeitig Sitzplätze zu reservieren, da das Kartenkontingent beschränkt ist. Den Membercard-Besitzern wird der Zutritt aber trotzdem nicht verwehrt. Um die klimatischen Verhältnisse halbwegs erträglich zu gestalten, ist bei diesen Konzerten das Rauchen nur an der Bar erlaubt. Die Lüftung des Clubs funktioniert auf der Basis des Luftaustauschs, d.h. daß die Luft von außen hinein gepumpt wird und umgekehrt. Wenn es draußen kalt wird, steigt die Effizienz dieses Vorgangs. Das ist auch das eigentliche Geheimnis der langen Sommerpause. Daß diese Situation nicht optimal ist, ist uns bewußt. Daß es aber Musiker gibt, die diesen Club schätzen und gern im P&B spielen (Bob Berg, Paul Motian, Dave Liebman, David Murray seien hier stellvertretend erwähnt) ehrt uns außerordentlich, und deshalb wird es auch immer wieder Konzerte mit „Publikumsmagneten" geben, auch wenn das Porgy aus allen Nähten zu platzen droht (Vielleicht gibt es ja irgendwann einen alternativen Raum). All jenen, die sich trotz des Kaufs eines Tickets dazu entschließen, sich dieser Situation nicht aussetzen zu wollen, sei garantiert, daß sie den Eintrittspreis an der Garderobe zurückerstattet bekommen, wenn dieser Entschluß - sagen wir es vorsichtig - im ersten Drittel des ersten Sets erfolgt. Für besondere Härtefälle sei die Telefonseelsorge (Tel.:1770) empfohlen, die auch direkt gegenüber am Stephansplatz aufgesucht werden kann. Noch ein Wort zur Sitzplatzreservierung, die tagsüber via Anrufbeantworter im Cub (Tel.: 512 84 38) getätigt werden kann. Sollte nichts anderes angegeben werden, ist dieser Sitzplatz garantiert, wenn die Reservierung längstens zwei Tage vor dem Konzert erfolgt und wenn die Plätze bis 15 Minuten vor dem angegebenen Beginn eingenommen werden. Sollte das alles nicht möglich sein, sei versichert, daß wir uns redlich bemühen werden, individuelle Problemlösungsstrategien anzubieten.
Zum Programm:
Neben den nationalen und internationalen Events seien folgende Schwerpunkte hervorgehoben: Das Portrait bestreitet in diesem Monat Ray Anderson, der zwar am liebsten drei Standard - Abende mit Art Farmer und Idris Muhammad gestaltet hätte, sich aber trotzdem davon überzeugen ließ, daß auch anderes Spaß machen kann (Sie kennen ja die ominöse Konkurrenzklausel des Jazzlands in bezug auf Art Farmer; und Mr. Muhammad verließ bereits vor geraumer Zeit Wulkaprodersdorf - allein die Aussprache dieses burgenländischen Kleinods kostete ihn ein Dreiviertel Jahr - gen NY. So gibt es neben dem „taschenformatierten" Bläserensemble eine österreichische Variante des Posaunen-Quartetts Slideride (Originalbesetzt mit Anderson, Craig Harris, George Lewis und Gary Valente), als Alternative zur erwähnten Standard - Besetzung eine Band mit Oliver Kent und eine Neuformierung des Septetts Wishbone (Nabatov-Feldman-Helias-Hart-Alias) mit Uli Rennert (der gerade mit Timesquare die sehr zu empfehlende CD Homepage veröffentlichte), dem Violinvirtuosen Bennie Schmid (der den Bogen nicht nur in der Klassik hervorragend zu handhaben weiß) und dem Rhythmusgespann Tang-Gattringer-Maass, das erfreulicherweise nur in puncto Gage dem Original hinterherhinkt. Viele Aktivitäten ließ sich mathias rüegg anläßlich der 20. Wiederkehr des Gründungsjahres des VAO einfallen. Daß das Finale im P&B stattfindet und nicht in der Wiener Stadthalle, liegt nicht nur am hervorragenden Tontechnikchef RM, sondern auch am ausgezeichneten Geschmack von MR. Dhafer Youssef ist nicht nur ein Freund des Hauses, sondern schafft sich immer mehr Freunde in der internationalen Jazzszene. Nach Arto Tuncboyacian, Tom Cora und Iva Bittowa werden dies nun der italienische Trompeter Paolo Fresu und der ungarische Geiger Soltan Lantos. La Nuit sacrée lautet der vielversprechende Titel am 7.11. Otto Lechner sei abschließend noch editorial erwähnt. Am 10.11. zu Faschingsbeginnanfang und am 11.11. zu Faschingsbeginnende präsentiert er mit seinem 10-köpfigen Orchester jeweils um 24.00 Uhr seine neue CD. Terminliche Verhinderungen von Musikjournalisten sind somit ausgeschlossen. Ich darf einen vergnüglichen Porgynovember wünschen. Christoph Huber

PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38