EDIT ORIA L

Der letzte Monat im Jahr gehört den Frauen! Dorretta Carter, Timna Brauer, Waltraud Köttler, Monika Stadler, Ursula Slawicek, Shlomit, J. J. Revisin, Agnes Heginger und die Ladies des Tributes To M.M. werden verdeutlichen, wie trist die sonst so Männer-dominierte Jazzwelt ohne sie wäre. Frei nach einer epochalen FALTER-Headline: Sind Frauen die besseren Musiker oder Männer die besseren -innen?

Der letzte Monat im Jahr gehört auch den Big Bands! Das „Upper Austrian Jazz Orchestra", die „Trompeteria" und „Heavy Tuba" sorgen vom 14.-16.12. für Großorchestral-Oppulentes, das möglicherweise die räumlichen Grenzen des Clubs zu sprengen droht.

Der letzte Monat im Jahr gehört auch den „Beatles"! 60 Kompositionen (hauptsächlich von Lennon/McCartney) werden vom 28.-30.12. nicht nur die Erinnerungen der heute 45- bis 50- Jährigen wiederbeleben. So lese ich gerade in einer Rezension des Buches „Wer war Eleanor Rigby": „Der amüsante Gedächtnistest für die auch schon etwas haararm gewordene Beatgeneration: Brandon Toropov stellt (...) 909 Fragen zu Leben und Werk der Beatles - und präsentiert danach auch die richtigen Antworten. Eines sei bereits verraten: Eleanor Rigby war eine 1939 verstorbene Frau aus Liverpool, deren Grabstein die Pilzköpfe zufällig zu Gesicht bekamen." (Die Presse)

Beim „Portrait" weiß man nicht so genau, ob es jetzt das vom November oder jenes vom Dezember ist. Beauftragt wurde jedenfalls Ray Anderson, der neben seiner „Pocket Brass Band" mit Wiener Versionen des Posaunenquartetts „Slideride" und des Sextetts „Wishbone" zu hören sein wird. Im übrigen hat sich im Novemberprogramm ein Fehler eingeschlichen. Die behauptete Originalbesetzung von „Wishbone" mit Nabatov-Feldman-Helias-Hart-Alias stimmt so nicht: Zum einen kann sich jeder leicht ausrechnen, daß es sich hierbei nie und nimmer um ein Septett handeln kann, zum anderen ist das „Lineup" exakt jenes Jazzfestival Saalfelden 1992, nicht jedoch von der CD-Einspielung aus dem Jahr 1990, denn auf der spielt statt Nabatov der japanische Pianist Fumio Itabashi, und anstelle von Billy Hart sitzt Dion Parson am Drumstockerl.

Auf ein größeres Projekt im Jänner sei jetzt schon verwiesen: Unter dem Titel „Good News From Russia. New Music From The Old USSR" werden vom 4. bis zum 9.1. stilistisch ganz unterschiedliche Musiker gastieren, die aber allesamt ihre ästhetischen Wurzeln in Lenins „Union Der Sozialistischen Sowjet-Republiken" haben. Unter anderem ist das „Moscow Composers Orchestra" unter der Leitung von Vladimir Miller eingeladen; die wieder genesene Sainkho Namchylak wird ebenso teilnehmen wie der medizinisch ausgebildete Trompeter Vyacheslav Guyvoronsky. Der ukrainische Gitarrist und Komponist Enver Izmailov kommt mit seinem Trio aus Kiew, und Hornist Arkadij Shilkloper wird mit Musikern aus Moskau ein gemeinsames „Portrait" bestreiten. Igor Butman, der seinen Aktionsradius mitlerweile bis nach NY erweitert hat, um dort mit Lenny White und Eddie Gomez zu arbeiten, kommt mit Pianokollegen Andrej Kondakov. Und der letzte Abend am 9.1. gehört den in Wien lebenden Russen um Ben Canar.

Abschließend darf ich mich für Ihre Treue im Jahr 1997 bedanken und hoffen, daß Sie auch im nächsten Jahr...etc. etc. etc... Sie wissen schon.

Christoph Huber

PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38