fr 1.5.
21.00 Uhr
Steve Lacy Trio USA
Steve Lacy: soprano-saxophone
Jean-Jacques Avenel: bass
John Betsch: drums
"Ich begann defensiv. 1950." Gleich, ob er mit ökonomisch eingesetzter
Virtuosität brilliert, kleinste Melodiepartikel unablässig wiederholt, mit
trivialen Mustern jongliert oder einfach manierlich ins "straight horn"
grunzt - an Steve Lacy frappiert die Balance von künstlerischem Kalkül und
kontrolliert ausmusizierter Spontaneität; man hört ihn förmlich denken.
Drauflosschnattern ist seine Sache nicht. "Mir ist wichtig, den Fokus zu
finden, auf das Wesentliche 'scharf einzustellen'."
Seinen Brennpunkt fand Lacy früh: Ein Solo von Sidney Bechet gab ihm den
Kick, sich ausschließlich dem Sopransaxophon zuzuwenden. Von da an ist sein
ganzer Ehrgeiz darauf gerichtet, die technischen Möglichkeiten dieses
"tückenreichen Mängelinstruments" zu erweitern. Mitte der fünfziger Jahre
ergeben sich erste Kontakte zum gerade zaghaft sich artikulierenden 'New
Thing'. "Wie kommt es, daß ein so junger Mann wie du Dixieland spielt?"
wirbt ihn der damalige Gottseibeiuns der New Yorker Szene, Cecil Taylor,
von einer Altherren-Combo ab.
Im Spannungsfeld zwischen respektvollem Bewahren und beharrlichem Erneuern
wird das Stacheldraht-durchzogene Minenfeld eines Thelonius Monk zum
Exerzierplatz für Lacys abgezirkelte musikalische Gesten. "Monks
dramaturgisch wohlproportionierte Stücke mit ihrer Gleichzeitigkeit von
Noblesse und aufsässig-kindlichem Witz haben für mich Modellcharakter."
Nach prägenden Zwischenspielen mit Gil Evans und Jimmy Giuffre heuert ihn
Monk himself an. Mit einem eigenen Quartett begibt sich Lacy für drei Jahre
in Klausur - und widmet sich solcherart ausschließlich dem Oeuvre von Monk.
Von dessen "ausgeprägtem Gefühl für Struktur und Architektonik" zum
Schreiben angeregt, hat Lacy längst sein eigenes kompositorisches Vokabular
entwickelt. Seit Ende der sechziger Jahre tourt er von Paris aus mit
eigenen Ensembles (vornehmlich in Sextett-Stärke), kooperiert mit den
wichtigsten "Charakterköpfen" der aktuellen Szene und arbeitet intensiv an
Soloprogrammen, Ballettmusik und Lyrikvertonungen; auch wenn der
stilbildene Individualist sein Faible für fernöstliches No-Theater oder für
die implodierenden Minimalismen eines Morton Feldman nicht verhehlt, merkt
er gerne an: "Mit Cecil Taylor wurde ich offensiv", und beinahe
entschuldigend setzt er nach: "Some like it hot!"
KP
Eintritt: ATS 150.-
24.00 Uhr
Dorretta Carter & Her Funkmonsters
Dorretta Carter: vocals
Herwig Gradischnig: saxophone
Thomas Kugi: saxophone
Paul Urbanek: keyboards
Alexander Machacek: guitar
Raphael Preuschl: bass
Oliver Gattringer: drums
Stephan Maass: percussion
Diana Jirkuff, Juci Janoska: choir
Dorretta Carter ist die unumstrittene Nr. 1 in Sachen Soul und Funk.
Niemand sonst schafft es innerhalb weniger Minuten jene Atmosphäre zu
erzeugen, die steife Buchhalter-Typen zu tanzwütigen Musikfreaks werden
läßt, denen es dann auch nichts ausmacht, wenn ihnen zwecks
Tanzflächenerweiterung der Tisch unter dem noch vollen Glas weggezogen
wird. Miss D.C. wird jedenfalls die ehrwürdigen “Porgy"-Gemäuer (ein
letztes Mal?) ordentlich zum Beben bringen.
CH
Eintritt: ATS 180.-
PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38