EDIT ORIA L
Sie erinnern sich: Wie im letztmonatigen P&B-Folder angedeutet, hätte am 15. April die Entscheidung betreffend die Vergabe des vormaligen "Rondells" fallen sollen. Dieser Termin ist nun - offenbar aufgrund massiven politischen Drucks - erneut verschoben worden (Tja, das Aprilwetter: kalt-warm). Die Zukunft des "Porgy&Bess" ist somit weiterhin ungewiß. Das Hinauszögern einer Entscheidung einerseits und die kulturpolitischen Signale andererseits, nämlich daß man dem P&B "ohnehin sehr wohlwollend" gegenüberstehe, begünstigen nicht gerade unsere Handlungsfähigkeit und blockieren letztlich alle Planungen. Sollten wir das "Rondell" nicht zugesprochen bekommen, können wir uns rückblickend zwar über fünf sehr erfolgreiche P&B-Jahre freuen, wären aber mit der "simplen" Tatsache konfrontiert, künftig keinen festen Spielort mehr zu haben. Damit wäre die Idee, dem zeitgenössischem Jazz ein beständiges Forum zu sein, das kontinuierliche musikalische Entwicklungen nicht nur zuläßt, sondern forciert, vorerst einmal eingemottet. "Der Trend zum Event" - dieses gern aufgegriffene Schlagwort, das unserer Programmphilosophie diametral gegenübersteht, dürfte solcherart für zukünftige Veranstaltungen im Bereich des Jazz eine entsprechend fatale Signalwirkung haben.
Wir werden jedenfalls die verbleibende Zeit nützen und unsere Anliegen - also letztlich die der kreativen Musiker - kommunizieren und warten und hoffen... (Ein nächster, dann hoffentlich endgültiger "Rondell"-Entscheidungstermin wurde uns für Anfang Mai avisiert!)
Zum Programm: Das letzte "Portrait" dieser Saison ist dem Pianisten Joachim Kühn gewidmet, der (nicht nur) den europäischen Jazz der letzten Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat und sich gerade jetzt u.a. durch seine Zusammenarbeit mit Ornette Coleman wieder ins Rampenlicht spielt. Im P&B präsentiert er sich mit linear anwachsenden Besetzungen: Solo, in verschiedenen Duo-Settings, in Trio- und Quartett-Stärke (Neben W. Reisinger und A. Tang "ornettet" W. Puschnig).
Zwei wegweisende, letztlich aber ganz unterschiedlich disponierte Ästheten des Sopransaxophons geben sich im Wonnemonat - nicht zum ersten Mal - die Ehre: Steve Lacy, dereinst im Duo mit Uli Scherer zu Gast, kommt mit seinem Stamm-Trio (ermöglicht nicht zuletzt durch die Kooperation mit den "Ulrichsberger Kaleidophonikern"); und Dave Liebman, gerngesehener "Stammgast" auf der P&B-Bühne, wird - flankiert von Lew Soloff - mit einem prominent beschickten Solisten-Quintett zu hören sein, das tags zuvor im Konzerthaus im Verbund mit der WDR-Bigband anhand von Gershwins "Porgy & Bess" Miles Davis seinen Tribut zollt.
Die beiden letzten Abende widmen sich - gespreizt gesagt - dem "dialektischen Spiel von Vergangenheit und Zukunft": So dient die wunderbar opernhafte Strauß-Operette "Die Fledermaus" dem doppelten Achtelton-Trompetisten Franz Hautzinger als Vorlage, um in den Räumlichkeiten der "Fledermausbar" die Musikgeschichte einmal "schräg von der Seite" anzugehen. Und "Rondo à la Rondell" ist der zum Motto gewordene Arbeitstitel des (aller?)letzten Abends, der (fast) die gesamte Wiener Stimmband-Szene, so sie an diesem Tag in der Stadt weilt, in Sachen "Liebeslieder" zu Wort (& Tat?) kommen läßt. Vielleicht eine Art Ausblick auf Zukünftiges...
Wir verabschieden uns vorerst einmal in die Sommerpause ("Generalpausen" signalisieren in der Musik ja nur selten "das Ende vom Lied"), bedanken uns herzlichst bei Musikern, Publikum und Förderern und hoffen auf die Zukunft. Ihr "Porgy&Bess"-Team,Christoph Huber, Porgy & Bess
PORGY & BESS, SPIEGELGASSE 2, 1010 WIEN, TEL: 512 84 38