So 9. Juni 2024
20:30

Zsófia Boros Solo (HU)

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Zsófia Boros ist bekannt für ihr einfühlsames Gitarrenspiel. Die ungarische Gitarristin verfügt über eine makellose Technik, kultiviert einen klar konturierten Ton und erzielt dabei doch Wirkungen, die stark an traumhafte und unbewusste Seelenregionen des Menschen rühren. Boros debütierte im Jahr 2013 mit “En otra parte” in der New Series von ECM. Das vielbeachtete Album rückte Musik des kubanischen Komponisten Leo Brouwer ins Zentrum der Aufmerksamkeit und bestach mit einer schwebend leichten Interpretation von Ralph Towners “Green and Golden”. 2016 folgte mit “Local Objects”, das neben zeitgenössischer und jazzartiger Kompositionskunst ein breites Spektrum von Klangwelten brasilianischer, italienischer, argentinischer und aserbaidschanischer Herkunft präsentierte, ihr zweites Album im Label von Manfred Eicher.

Jetzt hat mit “El último aliento” ihr drittes ECM-Projekt das Licht der Welt erblickt. Nicht minder vielseitig und hochgespannt wie seine Vorgänger, kombiniert es argentinisches Repertoire des 20. und 21. Jahrhunderts mit Gitarrenmusik des hierzulande noch relativ unbekannten, großen französischen Autodidakten und Multiinstrumentalisten Mathias Duplessy.

Deplussy als Impressionist
Es ist das erste Mal, dass sich Boros in einer Veröffentlichung so ausgiebig dem Werk des produktiven Grenzgängers widmet. Ein verdienstvolles Vorhaben, denn Duplessy hat Gitarrenmusik von ureigener Gestalt geschaffen, impressionistisch getönt und reich an ebenso überraschenden wie anmutigen Melodien. Boros schafft den Spagat, die harmonischen Konturen Duplessys klar erkennbar werden zu lassen und sich zugleich dem rauschhaften Fluss seiner farbenreichen Klangpoesie hinzugeben.
Exemplarisch in “Le labyrinthe de Vermeer”, dessen geheimnisvolle Farbtupfer zu Beginn sie gelöst in den Klangraum wirft, bevor sie die Linien der virtuos verzierten Melodie mit der nötigen Schärfe und gleichzeitigen kantablen Eleganz zieht. In “De rêve et de pluie” beeindruckt, wie geschickt und beiläufig sie den erwartungsvoll flirrenden Auftakt der Komposition in die melancholische Grundstimmung des Stücks überführt.

Schlüssiges Programm
Erstaunlich an ihrem neuen Album ist, wie selbstverständlich sie Deplussys eigenwillige Klangsprache mit dem argentinischen Repertoire in Schwingung bringt. So knüpft etwa Sinesis Stück “Tormenta de ilusión”, das sie mit einem Roncoco, einem an die Mandoline erinnernden Instrument aus der Andenregion, spielt, trotz seines höheren Tempos und seiner stärkeren Gespanntheit scheinbar nahtlos an Duplessys lyrisches “Perle de Rosée” an. Aber auch mit Werken von Carlos Moscardini, Joaquín Alem und Alberto Ginastera gelingt Boros der integrative Akt eines in sich schlüssigen Programms.

Als Highlight der argentinischen Literatur kann Moscardinis titelgebendes Stück “El último aliento” gelten. Mit seinen hauchzarten Flageoletttönen und den farbenreichen Harmonien stiftet es eine soghaft anziehende Klangsphäre, die seltsam magisch zwischen melancholischen und heiteren Stimmungen schwankt. Boros fühlt sich in dieser Zwischenwelt des “letzten Atems”, wie man “último aliento” übersetzen könnte, hörbar wohl. Es gehe um “etwas Ungreifbares, Schönes und zugleich allgemein Verbindendes”, reflektiert sie den Titel ihres neuen Albums gegenüber Markus Deisenberger. (Pressetext)

Zsófia Boros' dritte Einspielung für ECM hat zwei Schwerpunkte: Einerseits zeitgenössische Kompositionen aus Argentinien, andererseits die mehrere Idiome übergreifende Musik des französischen Komponisten Mathias Duplessy. Die US-Zeitschrift Fanfare hat die in Wien lebende ungarische Gitarristin in den höchsten Tönen gelobt und vor allem ihren »klaren, schönen Ton, die flüssige Phrasierung, die präzise Schichtung von Melodie und Begleitung, die fließende Fingerbewegung und ihren emphatischen Sinn für Stimmung und Emotionen« hervorgehoben – allesamt Qualitäten, die auf El último aliento besonders zur Geltung kommen. Der Name des Albums stammt von der gleichnamigen Carlos-Moscardini-Komposition, die das Album abschließt. Weitere argentinische Komponisten, die Boros hier interpretiert, sind Joaquín Alem, Quique Sinesi und Alberto Ginastera – ein dynamisches Repertoire, das die Gitarristin mit technischem und lyrischem Glanz vorträgt. Für Sinesis »Tormenta de ilusión« wechselt Boros zum Ronroco, einem aus den Andenregionen stammenden Saiteninstrument. Indem sie die argentinische Musik mit den expressiven Stücken Duplessys kombiniert, schafft Zsófia Boros ein berückendes Programm, das ihren einzigartigen Anschlag und weitreichenden Einflüsse auf zugleich sanfte und fesselnde Weise unterstreicht. (Pressetext)