Clemens Sainitzer 'Solo #2' (A)
Clemens Sainitzer: cello, electronics
Alexander Yannilos: drums, electronics
Christian Reiner: voice
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In der zweiten Veröffentlichung unter eigenem Namen widmet sich der Wiener Musiker Clemens Sainitzer abermals ganz seinem Instrument: dem Violoncello.
Nicht jedoch wie beim Vorgänger-Album „Solo #1“ in puristisch-akustischem Kleid, nein, diesmal griff Sainitzer in die Vollen und überfällt die geschätzte Hörerin mit einem schieren Berg aus Holz.
Von akustischen Improvisationen in großen Räumen bis hin zu elektronisch verfremdeten Cello-Chören wachsen vielerlei Äste aus diesem Album.
Die lieben Mitmusiker, die Sainitzer für sein Unterfangen eingeladen hat vervollständigen die cellistische Wucherung noch um einige grün schimmernde Triebe: Christian Reiner interpretiert und improvisiert mit Texten - unter anderem aus der Feder des Cellisten. Und Alexander Yannilos spielt Schlagzeug, Elektronik und mit den anderen beteiligten Musikern. Es entstanden so verschiedenste Stücke und Improvisationen, Solos, Duos und Trios, die sich alle einer stilistischen Einordnung entziehen; verbindendes Element ist jedoch das Violoncello, das - auch wenn es verkleidet um die Ecke lugt - immer präsent ist.
Neben dem Cello findet auch eine andere Facette Sainitzers’ Schaffen Platz auf dieser Einspielung: Im Frühjahr 2020 begann Clemens Sainitzer zu schreiben. Was als Tagebuch begann wurde schnell Spielwiese für textliche und zeichnerische Versuche - in Reminiszenz an vergangene Schultage und vollgekritzelte Mathematik-Bücher war tatsächlich alles erlaubt, was einfällt.
Diese rudimentäre Sammlung der pandemischen Jahre diente dem Sprecher und Improvisationsmusiker Christian Reiner im Studio als Vorlage, Inspiration und Rampe für gemeinsame Improvisationen. Aus den Notitzbüchern Sainitzers zog Reiner Wortfetzen, Texte, Zeichnungen hervor und interpretierte bzw. spielte mit diesen.
Das Platten-Cover gestaltete Thomas Schrenk. Die Fotographie entstand während einer gemeinsamen Foto-Session im Atelier des Malers: einem schon lang gehegten Wunsch Sainitzers folgend, zerschlug er selbst kurz vor Weihnachten ein Violoncello. Nicht jedoch aus Boshaftigkeit oder schlechtem Willen, sondern einfach der Frage nachgehend, was denn passiert, wenn man es tut. Als weiteren Aspekt - zugegebenermaßen sehr weit gedacht - des Cello-Spielens an sich begreift Sainitzer die Zerstörung des Instruments.
„Solo #2“ ist also eine eklektische Mischung aus allen Aspekten des Schaffens Clemens Sainitzers. Der hingeworfene und improvisatorische Ansatz unterstreicht einen der wichtigsten Gedanken, der dieser Musik zugrunde liegt: das Spielen im Moment; eine interaktive und organische Art, miteinander umzugehen und sich zu begegnen, der Kern künstlerischen Arbeitens, aber auch Vorschlag für ein konstruktives Miteinander außerhalb des Konzertsaals.
http://www.clemenssainitzer.com/