Sa 30. April 2005
21:00

Slavkovo Sevdah Sijelo (BIH/HR/SCR/MK)

Slavko Ninic: Gesang, Gitarre
Ljerka Cencic: Gesang
Jovica Petkovic: Akkordeon
Hidan Mamudov: Klarinette
Jovan Torbica: Kontrabass

Lange vor dem Balkan-Hype hat Slavko Ninic´ mit seiner Tschuschenkapelle ein österreichisches Publikum für die Vielfalt und Schönheit der Musik von Zagreb bis Diarbakir sensibilisiert. Nun erfüllt er sich einen lang ersehnten Traum und widmet sich für Balkan Fever 2005 ausschließlich der Kunst der bosnischen Sevdalinke. Das sind Liebeslieder, in deren kunstvollen Verzierungen und Melodik stärker das osmanische Erbe weiterlebt als in anderen Liedtraditionen des Balkanraumes. „Sevdah“ leitet sich vom Arabischen her, wo es so viel wie „schwarze Galle“, also nach den Vorstellungen der antiken Medizin die Melancholie ausdrückt. Als osmanisches Lehnwort erlangte es vorrangig die Bedeutung von „Liebessehnsucht“. Es wäre jedoch falsch, die Sevdalinke allein der muslimischen Bevölkerung Bosniens zuzuschlagen, sie sind kollektives Erbe aller konfessioneller und ethnischer Gruppen, also der Muslime, Kroaten, Serben, Vlachen, Roma und Juden. Slavko Ninic´ wuchs zwar im kroatischen Slawonien auf, doch ist sein Bezug zu bosnischer Kultur ein sehr intimer, stammen doch seine Eltern aus Zentralbosnien.
Keinen besseren Partner für dieses Projekt hätte er sich aussuchen können als den über 70-jährigen Jovica Petkovic´, den vielleicht berühmtesten Akkordeonisten Jugoslawiens, der in Serbien geboren wurde, aber bereits als Kind Zigeunern nach Sarajevo folgte, wo er sich niederließ und ein Meister der bosnischen Musik wurde. Während des Krieges floh Petkovic´ nach Österreich und lebte dort zurückgezogen, ehe er 2001 von den Veranstaltern des Akkordeonfestivals für ein österreichisches Publikum quasi entdeckt wurde und auch immer wieder mit der Tschuschenkapelle auftrat.
Wie bereits im Programmheft des Akkordeonfestivals 2001 geschrieben steht, zollt vor allem die muslimische Bevölkerung „diesem serbischen Bürger Sarajevos Respekt, der sich um die Karrieren so vieler bosnischer SängerInnen verdient machte, wie wenige andere in seiner kulturübergreifenden musikalischen Passioniertheit und seiner Verachtung von Nationalismus die Lichtseiten des alten Jugoslawien verkörpert.“
Mit Ljerka Cenc<caron>ic´ singt Slavko Ninic´ auch im Projekt Tschuschen a-cappella zusammen. Als ehemalige gefeierte Sängerin der Zagreber Oper und des Nationalen Kroatischen Folklore Ensembles ist sie sowohl in der klassischen als auch in der traditionellen Musik zuhause – und meistert mit ihrer ausdrucksstarken und nuancenreichen Stimme selbstverständlich auch die hohe Kunst der Sevdalinke.
Bei diesem „Sijelo“, wie die ungezwungenen Zusammenkünfte („Session“) der jungen Mädchen und Burschen auf dem Land hießen, wird Slavko Ninic´ auch bosnische Literatur rezitieren (z. B. Ivo Andric´) und den einen oder anderen Überraschungsgast auf die Bühne bitten.

Eintritt: 13.-, 7.- € für MC-Besitzer
Eine Veranstaltung im Rahmen von Balkan Fever