Di 1. Mai 2012
20:30

Bulgarski Exilski Jazz Union (BG)

Vladimir Karparov: tenor-, soprano saxophone
Dimitar Liolev: saxophone
Alexander Wladigeroff: trumpet
Dimitar Bodurov: piano
Peter Slavov: bass
Borislav Petrov: Drums

Bulgarien gilt zugleich als der Olymp des Jazz als auch der traditionellen Musik Südosteuropas. Trotz institutioneller Verankerung von Jazz an den Musikuniversitäten kann man in Bulgarien davon noch weniger leben als im restlichen Europa. Kein Wunder, dass es viele dieser Musiker – zur Freude der restlichen Welt – ins Exil treibt. Einen großen Leitstern haben sie alle: Milcho Leviev (am 13. Mai im Porgy & Bess), der 1970 nach Los Angeles emigrierte und zu einem prägenden Arrangeur des amerikanischen Jazz avancieren sollte. In einem ambitionierten Projekt hat Balkan-Fever-Leiter Georgi Dermendjiev sechs Repräsentanten der jüngeren bulgarischen Jazz-Diaspora zusammengeführt: Allesamt sind sie solide Stützen der Jazzszenen ihrer Exilstädte und allesamt haben sie ein sehr unverkrampftes Verhältnis zu den melodischen und rhythmischen Möglichkeiten bulgarischer Ethnotraditionen (ein Schatz, auf den es sich zu verzichten nicht lohnt, der dennoch nur einen Teil ihres jeweiligen Oeuvres ausmacht). Aus New York, Amsterdam, Rotterdam, Wien und Berlin reisen sie an, um – auf halbem Weg zwischen Bulgarien und der Welt – sich in Wien auf der Bühne des Porgy & Bess ihr Stelldichein zu geben.
Fangen wir bei den hierzulande bekannteren an: Alexander Wladigeroff, umtriebiger Trompeten-Wizard (Fatima Spar & The Freedom Fries, Wladigeroff Bros. etc.) und Enkel des bedeutenden Komponisten Pantcho Wladigeroff, spart sich die meisten Fahrtkosten. Vladimir Karparov aus Berlin war schon oft mit Martin Lubenov und seiner eigenen Band zu Gast und ist weit über bulgaroiden Ethnojazz bekannt für sein lyrisches wie ekstatisches Spiel. Den in Helsinki geborenen, in Bulgarien aufgewachsenen und in New York lebenden Bassisten Peter Slavov dürfte man u. a. als Sideman von Joe Lovano, Alfredo Rodriguez oder Wynton Marsalis kennen. Dimitar Bodurov, Dimitar Liolev und Borislav Petrov aber kommt das Verdienst zu, das niederländische Publikum in die Raffinessen bulgarischen Ethnojazz’ einzuführen. Letzterer lüftet in seiner bereits als Buch erschienenen Diplomarbeit die Geheimnisse der bulgarischen Rhythmik. Sinnlos die „names“ der Größen „zu droppen“, mit denen diese Glorreichen Sechs schon gespielt haben, es würde einen Almanach des zirkumatlantischen, kontemporären Jazz ergeben. (Richard Schuberth)