Do 16. März 2017
20:30

Shake Stew 'The Golden Fang' (A)

Lukas Kranzelbinder: bass, leader
Mario Rom: trumpet
Johannes Schleiermacher: tenor saxophone
Clemens Salesny: alto saxophone
Manuel Mayr: bass
Niki Dolp, Mathias Koch: drums, percussion

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

Halbzeit! Also tief Luft holen und dann kopfüber ins Getümmel. Drei Shake Stew Konzerte im stets bis zum letzten Platz gefüllten Porgy & Bess haben bisher stattgefunden und das dargebotene Programm hätte vielfältiger kaum sein können. Nach der CD-Präsentation im Dezember und dem spektakulären Gastauftritt von Queen Mu im Januar, wurde im Februar ein breites Spektrum an Konstellationen und Klangmöglichkeiten innerhalb des Septetts präsentiert. „Jazz kann aktuell schwerlich lebendiger und runderneuerter klingen“ schrieb Hannes Schweiger im Februar – und dieser Devise will Shake Stew auch weiterhin treu bleiben! The Golden Fang heißt nicht nur das erste Album der Band, es kann vor allem auch als ein (goldener) Leitfaden und Überbegriff für all das verstanden werden, was Shake Stew ausmacht - und so wird auch im März ein brandneues Programm präsentiert! Wer die Band noch nie gehört hat, dem sollen die im Magazin Jazzthetik abgedruckten Zeilen von Victoria Szirmai einen ungefähren Geschmack von jener Mischung geben, die Shake Stew in kürzester Zeit zum gefeierten Kollektiv machte:
Am Anfang stand der Auftrag für das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals Saalfelden. Schnell aber wurde Kontrabassist und Bandleader Lukas Kranzelbinder klar, „dass dies kein einmaliges Konzertprojekt, sondern die Möglichkeit zum Start von etwas Großem sein sollte“. In einem aufwendigen Prozess arbeitet er mit seinem ob doppelter Rhythmusgruppe ungewöhnlich besetzten Septett Shake Stew ein Jahr lang auf diesen Tag hin. Bis an die Haarspitzen vorbereitet reist man schließlich nach Saalfelden, wo dem Eröffnungsact traditionell eine Probenresidenz zur Verfügung steht. Eher ungeplant spielen die Österreicher hier an einem Tag zwischen zehn und fünfzehn Uhr ihr Debüt ein – und gleich was für eins! The Golden Fang entführt in semihypnotische Voodoo-Welten, bis die Bläser ein vorzeitliches Motiv aufnehmen, das die Orientroute über Osteuropa genommen zu haben scheint, während allerlei hübsche Breaks das Ganze dann doch in der Jetztzeit zu verorten wissen und moderne Salomés zum sinnlichen Tanz rufen, vor denen mindestens ebenso zu warnen ist wie vor den rätselhaften Worten, die Kranzelbinder unter starkem Einfluss des geheimnisumwitterten Schriftstellers Thomas Pynchon schrieb. Die mystische Grundstimmung, die als durchaus programmatisch für das Album betrachtet werden kann, wird von der vollen Bläserbreitseite auf „Holy Preacher“ gebrochen, treibende Blaxploitation-Grooves, nervös, aber dennoch warm, bieten der freien Form Erdung, die sich ansonsten als wüster Aufschrei, quietschende Tür oder fiepende Vogelimitation, die aber genauso gut auch Raumschiffbediengeräusch sein könnte, verlöre. Herzstück der Platte aber ist die drei-teilige Suite „Stone of Mu“, deren erster Teil gleichermaßen Soundtrack klandestin-magischer Rituale wie schlafloser Nächte sein könnte, klanggewordener Begleiter gininduzierten Rauschs und tantrischer Ekstase, durch deren selbstgenügsame, stille Höhen Kranzelbinders Bass meistergleich führt, bis sich auf „Part II“ die Bigband dazugesellt, einerseits den Zauber brechend, dafür aber ihre ganz eigene, immer ein wenig dissonante Magie ins Spiel bringend, alldieweil Bass und Schlagwerk zum wüsten Derwischtanz rufen, der in einem schnell und schneller werdenden Frage-Antwort-Spiel gipfelt, dessen Auflösung die vor Erschöpfung Zusammengebrochenen jedoch nicht mehr hören, es sei denn, sie werden auf „Part III“ vom Gong wieder zum Leben erweckt. Das langsame Erwachen wird von einem durch zwei gestrichene Kontrabässe ‒ Manu Mayr rechts und Kranzelbinder links ‒ erzeugten Bordun untermalt, dem etwas Bedrohliches innewohnt, das nur darauf wartet, mit Macht hervorzubrechen, währenddessen sich die gequälte Oberfläche nichts sehnlicher wünscht, als endlich abtauchen zu dürfen. Wie in Pynchons Romanen ist die Informationsfülle gewaltig: Hier passiert überall etwas – und das ist wahnsinnig spannend.
Nach wie vor erhältlich ist der neue Stage-Band-Pass, welcher den Download eines Live-Tracks pro Abend, sowie insgesamt zwei Mal gratis Eintritt bietet. Dieser Pass steht gratis an der Abendkassa zur Verfügung. (Pressetext)