Fr 7. April 2017
20:30

Mari Boine 'See the Woman' (NOR)

Mari Boine: vocals
Georg Buljo: guitar
Benjamin Moerk: keyboards
Kjetil Dalland: bass
Aleksander Kostopoulos: drums

Die Sami-Sängerin Mari Boine aus Norwegen legt ein Debüt in doppelter Hinsicht vor: ihr erstes Album für das Label MPS ist auch ihr erstes komplett englischsprachiges. Ein melancholischer, sphärischer Pop-Sound trifft auf ein anspruchsvolles lyrisches Konzept. "See the Woman" offenbart neue Facetten der Norwegerin, die mit tribalistischen Songs zwischen Weltmusik und Jazz bekannt geworden ist.
"Seit 30 Jahren singe ich in meiner heimischen Sprache. Es war einfach Zeit, etwas anderes zu machen. Von dieser Musik habe ich geträumt, als ich jung war." Zum ersten Mal hat Boine ein komplettes Album (mit Ausnahme des Songs "Adine & Isak") auf Englisch aufgenommen. Es ist eine echte Pop-Platte geworden. Große skandinavische Hallräume tuen sich auf, über sphärischen Keyboards schwebt die klare Stimme von Mari Boine. Die Sängerin klingt so jung wie lange nicht, und dabei stets melancholisch. "Das ist der Sami Blues, der mich überall hin verfolgt", sagt Boine, die den Klang der Platte als "soft" beschreibt. "Es ist nicht so, als ob die wilde, schamanistische Phase vorbei ist, dies ist nur eine andere Seite von mir." "See the Woman" ist geprägt von einer kühlen 80s-Soundästhetik. Nicht von ungefähr: als Mari Boine sich Anfang der 80er Jahre in der Lehrerausbildung befand,
sog sie die zeitgenössische Pop-Musik auf – David Bowie, Abba, die Eurythmics und Patti Smith. "Das neue Album ist meine Art, auf die Person zuzugehen, die ich war, als ich mit dem Musikmachen begann. Damals wie heute wollte ich Geschichten über das Leben erzählen."
Die Texte stammen zum Großteil von Künstlern aus Australien, Neuseeland, Deutschland, Südafrika und den USA. Mari Boine adaptierte sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren aus Gedichten, Liedern und Prosatexten. Ein Kunstwerk aus weiblicher Perspektive, das die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft reflektiert. "Der Kampf für Gleichberechtigung wird bleiben, so etwas hört nicht einfach auf. Man muss immer wachsam sein", sagt Boine. Besonders wichtig sind ihr der Beitrag der Maori-Sängerin Moana Maniapoto und die drei Songs der US-amerikanischen Aktivisten John Trudell und Joy Harjo.
"Ich bin immer neugierig und fühle mich den Dichtern der nordamerikanischen Ureinwohner verbunden. Sie führen den gleichen Kampf, den wir Sami führen." Die Sängerin gilt seit mehr als zwei Jahrzehnten als inoffizielle Botschafterin des Volkes der Sami im hohen Norden Skandinaviens. Mari Boine ist am 8. November 60 Jahre alt geworden. Für "See The Woman" hat sie sich nicht komplett neu erfunden. Aber sie hat sich ihren Jugendtraum verwirklicht und ein erstaunlich konsequentes Pop-Album aufgenommen. (Pressetext)