Fr 16. März 2018
20:30

Edi Nulz 'El Perro Grande' (A)

Siegmar Brecher: bass clarinet
Julian Pajzs: tenor-, baritone guitar
Valentin Schuster: drums, pocket piano

El Perro Grande. Canis Major. Der Große Hund.

Sirius heißt der hellste Stern in dieser Nachbargalaxie, und direkt von dort scheinen die verwegenen Wien-Berliner Space Cowboys von Edi Nulz zu kommen, um ihre musikalischen Frohbotschaften für unseren Planeten zu verkünden: Fürchtet euch nicht. Öffnet die Ohren. Nichts ist so, wie es scheint.

„Sitcommander Otto“ drückt die kleinen Knöpfe auf seiner Konsole und nimmt uns mit auf eine Achterbahnfahrt durch Kompositionen, in denen das Raum-Zeit-Kontinuum mit „Wurzel aus Nulz“ berechnet wird. Das Metrum ist ohnehin ein dehnbarer Begriff, Pathos und Mitsingen sind erlaubt, und „Stehplätze im Stadion“ sind heiß begehrt. Nicht nur der Meteorit auf dem Cover fliegt uns um die Ohren, wenn Siegmar Brecher (Bassklarinette), Julian Adam Pajzs (Gitarren) und Valentin Schuster (Schlagzeug) ihr eigenwilliges, ironisches und anregendes Amalgam aus Jazz-, Rock-, Surf-, Punk- und Latin-Zutaten anrühren und im Vorbeigehen noch einen groovig-schroffen Bergrücken namens „El Kandidat“ besteigen.

Und irgendwo da hinten steht Quentin Tarantino und grinst böse, während Edi Nulz flüstern: „Nimm mich in den Arm und bring mich nach Hause“.

Gegründet im Jahr 2011 in Graz, hat sich das in Wien und Berlin beheimatete Trio mittlerweile in die erste Liga des österreichischen Jazz gespielt. Aber halt: Ist diese Musik das, was man landläufig als JAZZ bezeichnet, oder tun hier drei Rockmusiker, als hätten sie ein Jazztrio?

Genau solche Fragen stellen sich nicht mehr, wenn Siegmar Brecher (bcl), Julian Adam Pajzs (g) und Valentin Schuster (dr) loslegen: Frech und unbekümmert grasen sie quer durch den stilistischen Gemüsegarten und wieder zurück, eine balladeske Einleitung kann blitzschnell um die Ecke biegen und in ein brachiales Rock-Riff mit kreischender Bassklarinette umschlagen, eine Surf-Gitarre wird von vertrackten Schlagzeug-Einsprengseln bedrängt und konterkariert... Edi Nulz ziehen uns mit ihrem individuellen, skurrilen Stilmix immer genau dann den Boden unter den Füßen weg, wenn wir uns für ein, zwei Minuten in Sicherheit gefühlt haben.

Das ist keine Musik, die man sich im Auto im Stau stehend anhören sollte... Oder vielleicht doch: Edi Nulz können mit Witz und Sarkasmus, der sich bei ihnen mit äußerster Virtuosität paart, jede Schlappe in eine Win-Win-Situation verwandeln. Kein Wunder, dass Brecher/Pajzs/Schuster in den letzten Jahren als heiße österreichische Jazz-Export-Ware in Ländern wie Kasachstan, Kirgisistan, Israel, Argentinien und dem Iran für Furore gesorgt haben, abgesehen davon, dass sie sich mit zahlreichen Konzerten in Mitteleuropa (u.a. auch beim renommierten Jazzfestival Saalfelden) in Österreich, Deutschland und der Schweiz ihr Stammpublikum aufgebaut haben.

Die stilistische Gratwanderung mit Pfiff zelebrieren die drei von Edi Nulz auch immer wieder mit der bekannten Theater- und TV-Schauspielerin Adele Neuhauser: Das Programm „Die Letzten ihrer Art“ nach Reiseberichten von Douglas Adams füllt von Südtirol bis Norddeutschland, von der Schweiz bis nach Wien Konzertsäle und hinterlässt seit Jahren Generationen übergreifende Begeisterung.

Und da wäre noch „The True Harry Nulz“ zu erwähnen, ein Zusammenschluss des Luzerner Quartetts „The Great Harry Hillman“ und Edi Nulz, das in luxuriöser Septettformation auftritt und Anfang 2017 den BeJazz Transnational Award in Bern einheimsen konnte. (Pressetext)