Mo 1. Oktober 2018
20:30
The Nova Jazz & Blues Nights present

Mario Biondi (I)

Mario Biondi: vocals
Marco Scipione: saxophone
Massimo Greco: piano, keyboards
David Florio: guitar, percussion
Federico Malaman: bass
Alessandro Lugli: drums

Es ist nicht leicht, vom sizilianischen Catania aus Weltkarriere zu machen. Mario Biondi glückte das dank einer Stimme, die viele Assoziationen zulässt. Mal erinnert sie an Lou Rawls, mal an Isaac Hayes oder Barry White. Wie diese verstorbenen Soul-Größen kommuniziert Biondi mit seinem rauen Organ vorzugsweise schönste Liebes- und Sehnsuchtsworte. „Got no money, but I got something going“ behauptete er im Porgy & Bess im Opener „A Handful of Soul“ und wies auf die wahren Schätze des Menschen hin: Seele, Persönlichkeit.

Bis zu seinem 36. Lebensjahr war Biondi nur lokal bekannt, erst der Song „This Is What You Are“ eröffnete ihm die Welt. Er erzählt auf den Schwingen einer unwiderstehlichen Melodie von den Schauern der Scheuheit, die die Geliebte in intimen Stunden auszulösen vermag. In Wien ließ er lang darauf warten. Davor zeigte er, abgesichert von fünf erstklassigen italienischen Musikern, darunter dem groß aufspielenden Trompeter Fabrizio Bosso, seine stilistische Breite: von Musicalmelodien wie „On a Clear Day You Can See Forever“ über Soulklassiker wie Smokey Robinsons „My Girl“ bis zu Rare Grooves à la „I Can't Keep From Crying“. Die treibenden Songs des aktuellen Albums „Sun“ begeisterten durch Subtilität und raffinierte Melodieführung. In „What Have You Done to Me“ hangelte er sich röchelnd an einer vitalen Basslinie entlang, um wortreich Verlustängste zu dämpfen.

Bacharach schrieb ihm einen Song

Den zahlreichen Damen im Publikum gefiel es, einen virilen Sänger zu beobachten, der sich geblendet von weiblichem Liebreiz in so gut wie jedem Lied metaphorisch in den Staub warf. Wäre er nicht im wirklichen Leben mit der italienischen Sängerin Monica Farina liiert, müsste man glauben, er wäre permanent auf Freiersfüßen. Sein Talent, romantisches Liedgut kitschfrei zu kommunizieren, hat schon die Fantasie einiger berühmter Songwriter in Gang gebracht. Stolz erzählte er im Porgy, dass ihn der große Burt Bacharach 2009 mit dem eigens für ihn komponierten Song „Something That Was Beautiful“ überrascht hat. Äußerst behutsam intonierte er die anspruchsvolle Melodie, die – wie könnte es anders sein – den Zustand des Verlassenseins als eine Art Heldenhaftigkeit zeichnete.

(Samir H.Köck, "Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2014)

Eintritt: 41.- € Stehplatz, 48.- € Sitzplatz auf der Galerie
Eine Veranstaltung von Barracuda Music