Mo 3. Dezember 2018
20:00

Die Hochstapler 'The Quick Brown Fox Jumps Over The Lazy Dog' (F/D/I)

Pierre Borel: alto saxophone
Louis Laurain: trumpet
Antonio Borghini: bass
Hannes Lingens: drums

18:45 Uhr | Meet the artists: Ute Pinter im Gespräch mit den Künstlern

Nachdem sie ihr Debüt den Konzepten von Anthony Braxton und Ornette Coleman gewidmet und das kollektive Alter Ego Alvin P. Buckley als Mastermind ihres zweiten Albums erfunden hatten, haben Die Hochstapler mit ihrer dritten Veröffentlichung Alvin P. offiziell für tot erklärt, um zu einer Musik zu gelangen, die gänzlich ihre eigene ist. Der Titel entstammt der literarischen Übung, einen Satz mit allen Buchstaben des Alphabets zu bilden. Das ist kein Zufall, denn vier von sechs hier vorgestellten Stücken basieren auf einem gemeinsam entwickelten musikalischen Alphabet. Das klingt im Ergebnis jedoch nicht nach einer trockenen Übung: Die Musik reicht von der rustikalen Romantik von "Dear Margherita" über das lebhafte „The Music of Alvin P. Buckley" und das überraschend ernsthafte "The Fox" bis hin zum Zen-inspirierten "APB is dead“. Die verbleibenden zwei Stücke sind die zwei Hälften des hochstaplerischen Opus Magnum "Prima - Di Prima", einer mehr als halbstündigen viergleisigen Betrachtung über den Begriff von Ursache und Wirkung.

Nebst nagelneuer CD im Gepäck: Wienpremiere dieser findig-durchtriebenen Band voller Esprit, komplexloser Ironie und erfrischendem Spieltrieb bei der Jeunesse! (Ute Pinter)

Gewiss, es ist wie ein musikalischer Diskurs. Aber diese Musik funktioniert. Die Hauptquelle der „hochstaplerischen“ Grammatik liegt in der Entdeckung der Schriften des früh verstorbenen Linguisten Alvin P. Buckley aus Chicago. Dieser war ein bahnbrechender Forscher im Bereich der Wahrscheinlichkeitstheorie und ein außergewöhnlicher Musiker, der sich allerdings nach einer denkwürdigen Begegnung mit Karlheinz Stockhausen als solcher zurückgezogen hat. Buckley blieb aber Komponist und schrieb über Ideen für musikalische Spiele, Strukturen und Strategien für kollektive Komposition ebenso wie melodische Fragmente und philosophische Aphorismen für seine Zeitschrift. Klingt wie Anthony Braxton, oder? Dieser und Ornette Coleman waren auch schon Thema früherer Veröffentlichungen des italienisch-französisch-deutschen Quartetts. Aber das ist alles andere als kopfig oder gar eine neue Chaostheorie! Die Musik schwingt so hart wie der frühe Ornette und Don Cherrys ineinandergreifende Hörner. Echt aufregend! (grazjazznacht 2017)

Eine Veranstaltung der Jeunesse