Mo 21. Oktober 2019
20:30

The Stanley Clarke Band (USA)

Stanley Clarke: e-bass, double bass
Beka Gochiashvili: piano, keyboards
Cameron Graves: keyboards
Evan Garr: violin
Jeremiah Collier: drums
Salar Nader: tablas

Es gibt sehr viele gute Bassisten, es gibt viele sehr gute Bassisten und es gibt einige außergewöhnliche Bassisten. Letzter Kategorie ist Stanley Clarke zuzuordnen. Neben Steve Swallow und Jaco Pastorius gehört er zu den drei „Niederfrequenz-Koryphäen“, die das Spiel auf dem E-Bass und dessen Rolle in der Musik neu definiert haben. Über all dem wird gerne vergessen, dass Clarke vom Kontrabass kommt und erst im Zuge der Etablierung des Jazz-Rock als relevante Ausdrucksform zum E-Bass griff und im Folgenden als Mitbegründer der wichtigen Formation Return To Forever ein nachdrückliches Kapitel Jazzgeschichte mitverantwortete. Sein berührungsangstfreier Umgang mit diversen Stilistiken trug vieles zu einem gültigen pluralistischen Verständnis bei. Stupende Virtuosität, rhythmische Präzision, harmonisches Feingefühl und melodische Erfindungsgabe sind die Merkmale seines wandlungsfähigen Spiels. Am E-Bass wie am Kontrabass. Auf beiden einen einmaligen singenden Ton voll der Wärme und Dringlichkeit intonierend. Den Kontrabass hat Clarke ja nie wirklich ins Eck gestellt, aber seit geraumer Zeit greift er ihn sich wieder verstärkt. Im Kontext seines aktuellen Quartetts ist Clarke auf Parität zwischen der elektrischen und der akustischen Variante dieser Instrumentenfamilie bedacht. Trotz aller brillanter Könnerschaft, gleichfalls seine jungen Mitmusiker betreffend, weiß Clarke die Virtuosität mit maßgebender Musikalität und Imaginationskraft zu füllen. Enorme Lustbarkeit und ein erfrischender Relaunch begleitet das aktuelle musikalische Ansinnen des Bassisten ebenso beim Andocken an die einstige Return To Forever – Strukturalität einerseits, wie auch die Neuvermessung aus Stücken seiner Solo-Karriere bzw. von Jazzklassikern, so etwa Mingus´ „Goodbye Pork Pie Hat“, in einer grandiosen als Jazz Rock-Narrativ angelegten Version, andererseits. Die zweifelsfrei geglätteten, ausgelaugten Jazz Rock-Normen fangen hier ordentlich Feuer, wirbel leidenschaftlich durcheinander und werden an Hand einer ganz selbstredenden millimetergenauen Interaktion neu drapiert. Besonders liebt es Clarke nach wie vor in aberwitzigem Tempo, komplexeste Strukturverläufe rauszuschleudernd. Derart funktioniert Jazz Rock auf der Höhe der Zeit. Herzblut und Authentizität relativieren dann so manche zugeschriebene Antiquiertheit. (Hannes Schweiger, über das Konzert am 27. Juli 2017)