Karl Ratzer @75
Es freut mich natürlich außerordentlich, dass du diese Auszeichnung für dein Lebenswerk bekommst, und meine Freude ist durchaus nicht ganz uneigennützig, bist du doch jener Musiker, der mit Abstand am öftesten unter eigenem Namen im Porgy & Bess aufgetreten ist, d.h. meine Programmpolitik wird dadurch auch offiziell bestätigt. Ich habe das jetzt nicht genau gezählt, aber ich glaube, dass seit der Eröffnung des Clubs 1993 die Zahl der Auftritte mittlerweile die 3er-Stelle überschritten hat. Lassen Sie mich ganz kurz ein paar Stationen des musikalischen Lebens von Karl Ratzer aufzählen:
Begonnen hat alles 1965 mit The Slaves, eine wilde Underground Band, der trotz Entdeckung durch den Manager der Rolling Stones keine lange Existenz beschieden war. Es folgten Bands wie Charles Ryders Corporation, C-Department und schließlich Gipsy Love mit Kurt Hauenstein, Peter Wolf und seinen Cousins Harri & Jano Stojka, eine Band, die bis heute Kultstatus genießt. 1972 ging er nach Amerika. Nach der Zusammenarbeit mit der Band Rufus, die später mit Chaka Khan weltberühmt wurde, gründete er in New York eine Band mit Jeremy Steig, Eddie Gomez, Dan Wall und Joe Chambers und sorgte dafür, dass Gitarristen wie John Scofield oder John Abercrombie stets in höchsten Tönen von seinen instrumentalen und harmonischen Fähigkeiten schwärmten. Mit Chet Baker absolvierte er von 1979 bis 1985 Duo-Konzerte in den USA und Europa (u.a. auch in der Jazzspelunke in Wien). Anfang der 1980er Jahre kehrte Ratzer den USA den Rücken und kam nach Wien zurück und widmete sich seiner musikalischen Karriere, die sich kontinuierlich und konsequent bis zum heutigen Tag entwickelt und mit seinem aktuellen Quartett, mit dem er nun auch schon seit vielen Jahren arbeitet, einen künstlerischen Höhepunkt markiert. Sie können sich davon übrigens am 6. Juli anlässlich seines Geburtstagskonzertes überzeugen.
Soweit zum Musiker Karl Ratzer.
Aber hinter jedem Künstler steht natürlich auch eine Person, und eine Persönlichkeit ist er zweifellos, der Sir – wie wir ihn seit Jahren nennen bzw. mittlerweile auch Herr Professor. Außen oft eckig und kantig, aber Innen hat er ein großes Herz. Ein authentischer Mensch, der das was er ist nicht spielt, egal ob auf oder abseits der Bühne. Ein Mensch, dessen Sprache die Musik ist, für den Musik ein Lebensmittel ist oder wie die Luft zum Atmen, der ohne Musik nicht lebensfähig wäre.
Lieber Karl:
Es ist mir eine große Ehre zu deinem näheren Freundeskreis zu zählen und die Kulturnation Österreich kann sich glücklich schätzen, so ein musikalisches Genie zu beheimaten. Ich gratuliere Dir herzlich zur verdienten Auszeichnung und freue mich schon auf die nächsten Konzerte. Eine Textzeile zum Schluss: Don’t say I’m late, it’s my time. Recht hast! Chapeau.... (Christoph Huber, anlässlich der Verleihung des Amadeus Award für das Lebenswerk 2023)
Ich begegnete Karl 1976 in Atlanta, Georgia. Ich hörte ihn dort in einem Club spielen und war sehr beeindruckt. Karl zog kurz darauf nach New York und dort lernte ich ihn kennen, spielte mit ihm und hörte ihn wirklich. Da wurde mir klar, dass er unglaublich talentiert und ein begnadeter Jazzgitarrist ersten Ranges war. Ich erinnere mich, dass ich dachte: "Wenn ich nur so spielen könnte wie Karl". Das war nicht der Fall und glücklicherweise habe ich mein eigenes Ding gefunden, aber bis heute bin ich von Karls Fähigkeiten beeindruckt. (John Scofield)
Karl ist für mich nicht nur einer der großen Gitarristen der Neuzeit, sondern auch ein sehr fantasievoller und abenteuerlustiger Komponist, dessen Kompositionen sind in allen meinen jüngsten Aufnahmen zu hören. Carry on, my brother, and hope to be on the bandstand with you soon. Peace, (Joe Chambers)
Demnächst
3 zukünftige Veranstaltung/en