11. Juni 2018
Von Hannes Schweiger

SO  10. JUNI 2018
Geviertelte Konventionalität
THE ART OF THE QUARTET
Peter Erskine (dr), Kenny Werner (p), Johannes Weidenmüller (b), Benjamin Koppel (as)

Quartett-Kunst im jazzklassizistischen Sinne. Gebot eines Zusammenschlusses zweier gewichtiger „Obrigkeiten“ der jüngeren Jazzgeschichte, Erskine und Werner, mit zwei profunden Routiniers der Nachfolgegeneration, dem Deutschen Johannes Weidenmüller und dem Dänen Benjamin Koppel. Über Jahrzehnte sich bei unterschiedlichsten musikalischen Gelegenheiten kreuzender Wege hinweg, sind die vier bestens miteinander vertraut. Dieser Umstand klang in jedweder Geste an und hievte das Interplay auf ein explizit hohes Level. Voraussetzungen die a priori ein offenformatiges und wagemutiges hantieren mit der Modern Jazz-Tradition, womit sich Erskine und Werner schon unzählige Male essentiell profiliert haben, begünstigen würde. Doch die Verpflichtung jener Tradition gegenüber gelangte in diesem Quartett nicht zu einer aktualisierten Standortbestimmung, sondern erschöpfte sich im zu plakativen Aufgreifen von Stereotypen und Routinen. Zumal sich die Motivzellen der Stücke, deren Urheberschaft großteils bei Erskine bzw. Werner lag und die zumindest nicht immer als Intro fungierten, häufig als ziemlich süffig, manchmal fast schmalzig, auswiesen. Demzufolge waren auch die Chorusse und spontanen Improvisationen nicht ganz frei von Klischees. Die wurden dann beispielsweise im Zuge der Adaption einer bachschen Fuge respektive romantischen Schwärmereien des Pianisten überstrapaziert. Jedoch kann man weder Werner noch dem Saxophonisten melodische oder harmonische Dürre nachsagen. Somit schlich sich die Erkenntnis ein, dass der vorweg eng abgesteckte tonale wie formative Rahmen beschränkend wirkte. Aber auch die angewandte Tempokonzeption war über weite Strecken zu gemächlich gewählt. Der Schaumgebremstheit rückte Erskine zwar mit bewährt exzellentem Spiel, dynamisch variabel konturierend, mit melodischem Spürsinn angereichert, über einem Set mit exquisitem Fein-Tuning ausgebreitet, auf den Pelz, brach jedoch die Lauschigkeit  ebenso wenig auf, da er als Impulsgeber letztendlich zu inkonsequent war. Nichts desto trotz versorgte er die Musik mit einer feingliedrigen Rhythmusstruktur, die deren Fließvermögen garantierte und die Ereignishaftigkeit an Farbe gewinnen ließ.

Der „Contemporary Bop“, so exzellent er gespielt war, litt im Endeffekt an konzeptionellen Mangelerscheinungen sowie klanglichen Einschränkungen und stand einer Konformität zu deutlich nahe. Allemal fein, zwei so glänzende Musiker wie Erskine und Werner wieder einmal gehört zu haben, und jeder hat halt so seine Art.