5. September 2018
Von Hannes Schweiger

SO 02. September 2018
Repetitiver Vorwärtsdrang
NIK BÄRTSCH´S RONIN
Nik Bärtsch (p, e-p), Sha (as, bcl), Thomy Jordi (b), Kaspar Rast (dr), Daniel Eaton (light)

Grünes Licht für Nick Bärtsch & Ronin am Flughafen Wien vor ihrem Konzert im P&B

Man könnte etwas esoterisches, fast religiöses aus dieser intensiven, einem Repetitionsmodus unterliegenden „Groove-Messe“ heraushören. Doch man geht irr mit dieser Einschätzung. Zweifellos wohnt der Ereignishaftigkeit etwas Rituelles inne, was keineswegs anhand von Äußerlichkeiten zelebriert wird. Dieses Rituelle resultiert aus der kreisläufigen Suggestivkraft der Musik. Letztlich liegt das Geheimnis unumwunden im Detail, in der Mikrostruktur dieses loophaften Tonkunstschaffens. Entsprechend verblüfften derart einander vertraute Musiker im Zuge ihrer obsessiven, komprimierten Aktionsperiodizität mit kleinteiligen harmonische Rückungen, melodischen Ergänzungen, Variationen der Rhythmuspattern. Jene Tatsache verlieh der klar ausformulierte Rahmenbedingungen vorgebenden Makrostruktur, definiert durch - nach einer Idee von Pianist Nik Bärtsch - sogenannte Module, die aus einem überbordenden Fundus an hypnotischen Riffs, Vamps, Ostinaten gespeist werden, neben der vereinnahmenden, grundlegenden Sogwirkung, molekulare Quirligkeit und einen ziemlich verstohlenen „Swing“ mit Verweisen auf archaische Trommelkunst. Entfesselt auf Basis eines einzementierten Kollektivmanifestes. Individuelle improvisatorische Ausschweifungen finden in dieser Konzeption keine Notwendigkeit. Lediglich  kurze Sequenzen in der jeder der Musiker einmal den Leitfaden übernahm, traten aus dem kompakten Klangkonvolut hervor. Der Bezug zur repetitiven Textur wurde auch in diesen Szenen nie außen vor gelassen, sonder eingedenk Raffinesse und Kreativvermögen  mit- und weitergedacht. Dadurch wurde der Gruppendynamik zusätzliche Befeuerung zu teil. Kurzerhand umhüllte wiederum die Klanghypnose die Hörerschaft. Und die Wellenbewegungen des übergangslosen Austausches zwischen Unisonogesetzlichkeit und kontrapunktischem Miteinander von Melodieverläufen und deren rhythmischer Gliederung traten in Kraft. Bärtsch und Kumpanen haben einen Neuentwurf  von Minimal Music geschaffen der, auf dem Nährboden des Jazz gewachsen, angereichert durch zusätzliche übergreifende Verknüpfungen von Rock-, Funk- und Klassik (gestern/heute)-Tugenden und damit verbundener Flexibilisierung der Bewegungsenergie, ein eigenes Idiom herausgebildet hat. Allesamt sind sie Virtuosen die vier Eidgenossen, im Besitz exzeptioneller Time-Präzision, den Eindruck vermittelnd völlig in sich zu ruhen, die auch komplexest montierte Pattern und vor allem „rhythmische Berge“ mit frappierender Gelassenheit durchlaufen ließen. Die Trancekraft der Wiederholung, Trancekraft der Wiederholung, Trancekraft der Wiederholung, von fokussiertem, unspektakulärem Lichtdesign begleitet, drang tief und schreitet voran.