MO 07.10.2019
Danca das Trombeta
RAUL DE SOUZA NEXT GENERATION BAND
Raul De Souza (tb, ts), Christoph Schweizer (tb), Alex Corrêa (p, e-p), Glauco Solter (e-b), Matheus Jardim (dr)
Wiewohl er ausgeprägte multiinstrumentale Fähigkeiten bzw. Neigungen besitzt, in der Zugabe eindrucksvoll demonstriert, gilt seine Liebe der Posaune. Auf dieser zählt Raul De Souza zu der Autorität der Jazzzunft Brasiliens. Er hat sogar eine spezielle vierventilige Posaune, die er „Souzabone“ taufte, entwickelt. Begonnen hat seine Karriere bei Sergio Mendes in den 1960er Jahren. In den Folgejahrzehnten spielte er mit dem Who is Who des Neo-Hard Bop, Latin-Funk Jazz Amerikas. Es gab dazwischen immer wieder Zeiten in denen sich De Souza zurückzog, doch seit einigen Jahren kooperiert der Blechbläser vor allem mit Musikern der nächsten und übernächsten Generation. Das impliziert, dass man mit einem Alter ziemlicher Reife bedacht sein muss. Stolze fünfundachtzig Jahre hat De Souza anzubieten. Hört und sieht man ihn, möchte man dieser Tatsache keinen Glauben schenken. Jedenfalls hat er sich mit der Band rund um den Posaunisten Christoph Schweizer (auch dieser Nationalität zugehörig) einen motivierenden, musikalischen Jungbrunnen geschaffen. Konzeptionell bewegte sich die Musik in der tradierten Form Thema-Solo-Thema, erhielt allerdings durch die ungeheuer spritzige, elansprühende Veräußerung ein außerordentliches Lebensfeuer. Hard Bop-Ideale wurden sehr kreativ weitergeführt, die Improvisationen der Musiker bewiesen eigenmächtigen Umgang mit den Changes, und in gemäßigtem Ansatz mit modalen funktionsharmonischen Erweiterungen zu Stimmigkeit geführt. Ermöglicht durch nahtloses Gruppengefüge bzw. bündiger Kommunikationsdichte. Angetrieben von einem druckvollen Groove – vermengt aus Latin- und Funkrhythmen. Der Schlagzeuger, ein Brasilianer in Wien, glänzte dabei auffallendst. Jedoch auch Pianist und Bassist nahmen diesen Schub euphorisch für sich mit. Ein Tragwerk, welches den beiden Bläsern, rahmenbedingt, ausreichend Bewegungsfreiheit bescherte. De Souza ist improvisatorisch kein Phrasendrescher, kein Tönesprudler.
Ein punktgenauer, ökonomischer Formulierer ist er. Geschmeidig, keinem Vibratoreichtum anhängend, einen dunklen, warmen Ton sein eigen nennend, offenbarte er mit sehr spezieller Legatophrasierung seine melodisches Gespür. Jazzharmonisches verquickt sich dabei mit brasilianisch melodischem. Melodierhythmisch wählte er einen elastischen Weg zum grundlegenden Rhythmusfundament. Sein Instrumentalkollege ist gleichfalls mit der Posaunengeschichte (speziell mit der Hinterlassenschaft J.J. Johnsons) des Modern Jazz bestens vertraut. Schweizer akzentuierte kantiger und in rauerer Klanglichkeit, war aber fortan auf einen homogenen Kontrast zu De Souza bedacht. In einer aus dem Spielfluss logisch begründeten Zugabe, griff De Souza überraschend zum Tenorsaxophon und brillierte solistisch, wie auch abermals seine Companheiros, mit an Sonny Rollins erinnernder Spielweise und ebenso verblüffendem Können. Zwei so unterschiedliche Instrumententechniken zu beherrschen, zeugt schon von expliziter Musikalität. Die ist ja bei De Souza entsprechend gereift. Excellent Bone Machine.