5. November 2015
Von Hannes Schweiger

MI 4. NOVEMBER 2015
WADADA LEO SMITH
Wadada Leo Smith (tp, electronics)

Die Intimität auf der Bühne, ein vital wirkender Mann älteren Semesters mit seiner Trompete vor einer weißen Leinwand, wurde auf ernüchternde Weise vom Publikumszuspruch reflektiert. Derweilen stand Leo Smith da oben. Eine der zentralen Avantgardefiguren der Chicagoer  „Creative Music“-Szene rund um den Kreativpool AACM. Er entwarf einen verquer sinnlichen, konkreten Erzählfluss anhand einiger energischer Dramolette. Diese formten sich, auf Basis von Tönen die in ihrer Tonhöhe und Tondauer indeterminiert waren, ebenso zu Legato- wie Stakkatoabläufen. Das Ambiente des Monologes verstrahlte eine Sprödigkeit und Brüchigkeit, was häufig Zerissenheit zur Folge hatte. Demzufolge staute sich der Klangfluss auf und verlor des öfteren seine innere Spannkraft. Dennoch, die Substanz des Gespielten und die Strahlkraft von Smiths Ton glichen vieles aus. Mit beeindruckender Schonungslosigkeit und Konsequenz legte der Trompeter seine Gefühle offen – die Nacktheit und Verletzlichkeit der künstlerischen Seele. Die teils begleitenden Visuals waren keine wirklich erhellende Zutat, ebenso wie der einmalige kurze elektronische Klangexkurs, der einem Science Fiktion Film-Gezirpe ähnelte. Summa summarum: zwingende Erzählkunst.