2. März 2021
Von Hannes Schweiger

MI 24. Februar 2021
Ins Schwarze getroffen
FuzzNoir „Uarrgh 2“
Ahmad Schiftner (as), Peter Rom (e-g), Raphael Preuschl (e-b), Michael Prowaznik (dr)

Es konnte der österreichischen Gegenwarts-Jazz-Vita nichts Besseres passieren. Mit der 2004 gegründeten MusikerInnen-Kooperative JazzWerkstattWien. Eine autarke Initiative die eine Zehnerschaft von begabten MusikerInnen, die der bis dahin verlaufenden Jazzgeschichte hierzulande einen neuen Kreativitäszuwachs bescherte, umfasst. Spiritus Rectoren waren und sind es teils noch immer Daniel Riegler, Clemens Salesny und Clemens Wenger. Ziel einst wie jetzt ist es, musikalische Visionen entwickeln, präsentieren, vertreiben zu können. Zu diesem Behufe nahmen und nehmen die WerkstätterInnen z.B. die Organisation von Festivals selbst in die Hände, etablierten sie ein eigenes Plattenlabel, vergeben sie Kompositionsaufträge. Dieser Zusammenschluss erzielte weitreichenden Widerhall, fanden sich doch  in der Folgezeit im In- wie Ausland gleichgewandete Gruppierungen zusammen, mit deren etlichen es in den Jahren zu regem Austausch kam und nach wie vor kommt. Wesentlich: die JWW ist ein lebendiger Organismus geblieben, der auch unentwegt die Ohren an der musizierenden Nachkommenschaft hat.

Eine der Bands aus den Anfängen die eine gehörige Portion Neugewürz in die Suppe streute, war das Quartett FuzzNoir, das nun nach 14 Jahren den gemeinsamen Faden wieder aufnahm. Mit dabei Wolfgang Schiftner, damaliger Aufsehen erregender neuer Altsaxophon-Stilist, der sich im Zuge einer musikalischen Auszeit, die jetzt beendet scheint, dem Sufismus zuwandte und nun den Vornamen Ahmad trägt. Und nach wie vor ein stupender Spieler ist. Seine Mitstreiter sind mittlerweile zentrale Persönlichkeiten des Jazzgeschehens vor Ort mit paneuropäischem Wirkungskreis. Sofort ging´s ans ordentlich „Krachenlassen“ wie dereinst. Ausgehend von einer massigen Basslinie, die sich in die Magengrube rockte. Von Preuschl unentwegt, teils rudimentär, teils ausfüllend, melodisch/harmonisch variiert, transformiert. In seinem Spiel durchwirkt sich Gitarrentechnik, in perfektem Arpeggio-Spiel ausformuliert, mit instrumentadäquater Phrasierung. Ergänzt um die rhythmische Kongruenz mit Schlagzeuger Prowaznik. Dessen elastischer funky Punsch im Wechsel mit raffinierten Fill-Ins und Fill-Outs der Musik eine polyrhythmische/ -metrische Diversität einbrennt. Periodizität verläuft zerdehnt oder kurzgefasst. Das sorgte immer wieder für spannungsgesättigte Wendungen. Die polyphone Bewegtheit  multiplizierten Schiftner und Rom mit ihren schwergewichtigen Improvisationen. Schifter ist der melodiöse Genius geblieben, der mit lichter Klarheit Klangbänder umsetzt. Sein Ton schneidet den Äther in kleine Stücke. Das hatte ungehemmte Direktheit aber ebenso balladeske Evidenz. Sowohl in horizontalen wie vertikalen Verlaufsformen erspielt Gitarrist Rom raumgreifende Gegebenheiten, die Transparenz des linearen Bauplans der Musik zusätzlich weitend. Filigrane Schwellklänge, klirrende Funk-Akkorde, vertrackte Cluster oder Einzelton-Sustains spielen hierbei eine beträchtliche Rolle. Klangästhetisch wechselt der Gitarrist zwischen „jazz-dry“ und „rock-rotzig“ – nahtlos. Dem musikalischen Breitbandverständnis der Protagonisten entsprechend, schimmern verschiedenste Stileinflüsse durch den primären Jazz-Korpus der Stücke. Alles Originale. Von der Rockmuskulatur, als prägendste „Nährstoffergänzung“ bis zu beispielsweise afrikanischem Highlife. Korrespondierende Improvisationskunst auf höchstem Level mit großem Ohrenmerk auf dem Kollektivklang. Dahinter steckt ausgiebiger Spieldrang und stürmische Vitalität. Musik wie eine Tauschicht, frisch und fliehend. Sie besteht bravourös den Test der Zeit. Wrroooom Zack, das hat gesessen. Bitte dranbleiben.