MO 25. Oktober 2021
Echoes Of An Era
SOFT MACHINE
John Etheridge (g), Theo Travis (fl, ts, e-piano), Fred Baker (b), Asaf Sirkis (dr)
In der x-ten Umbesetzung ließ die „Weiche Maschine“ erneut von sich hören. Dieser „Getriebetausch“ wurde nötig, da die beiden Altvorderen der letzten Besetzung, die immerhin seit 2008 in Betrieb war, an Bass und Schlagzeug, Roy Babbington und John Marshall, dem Alter Tribut zollen mussten. Mit den „Neumaschinisten“ lief das Werk jedoch ebenfalls ziemlich rund. Bassist Fred Baker ist eine gestandene Persönlichkeit der britischen, progressiven Jazzrock-Fraktion und bestens vertraut mit dem landläufig bezeichneten „Canterbury-Sound“. Ebenso der renommierte, in London lebende israelische Schlagzeuger Asaf Sirkis, der auch eine Hybridform aus Jazz und Rock mit Hingabe praktiziert. Über die Jahrzehnte hinweg durchlief das Soft Machine –Konzept etliche Mutationen. Von den bizarren, psychedelisch verhangenen Anfängen über elektronisch dominierte Klangcollagen, bis zu hochkomplexen Strukturbauten und kurzeitigem, esoterischem Schönklangbrimborium. Unverrückbar blieben Integrität, Kompromisslosigkeit des musikalischen Ausdrucks, improvisatorische Evidenz. Verbunden mit entsprechenden Personalwechsel. So fand sich für die jetztgültige Phase ein schlüssiger Mix der meisten, kennzeichnenden Klangqualitäten. Verortet in einem E-Gitarren dominierten Klangbild. Nach wie vor einer leuchtenden Farbigkeit und opulenten Formen zugewendet. An reichlich Energie und Spiellaune ließen es die Musiker dann auch nicht fehlen. Achtvoll, ohne jeglicher Verklärtheit, wandte sich die Band vor allem jener Zeit der Hochblüte von Soft Machine zu, die sie einst zur Speerspitze des „revoltierenden“ Jazzrock-Neutönertums auf der britischen Insel werden ließ. Kompositionen von Hugh Hopper, Mike Ratledge und Karl Jenkins - „Kings & Queens“, “Out-Bloody-Rageous”, „Hazard Profile“ - wurden geschmacksicher und geistreich aufpoliert. In eigenständigen Arrangements, gekoppelt mit dem Idiom entsprechenden aber klischeebefreiten, ausgelassenen Soli von Etheridge und Travis. Vor allem Gitarrist Etheridge zog ordentlich vom Leder. Dem „Stromruder“ entfuhr rockverwurzelte Bissigkeit, da und dort jedoch aufgepeppt mit angejazzten Harmonien. Zumal sein sehr bewegliches Rhythmusspiel mit der rhythmisch sehr kantigen, präsenten Spielweise von Travis, der ebenso Jazz mag und anwendet, eng in Bezug stand. Das schärfte die kreative Unruhe ihrer Musik gehörig. Bass und Schlagzeug pumpten die zusätzlich nötige Energie hinein. Da war speziell der Bassist Baker mit seinen eigenständigen Linien ein wirkmächtiger Faktor. Gediegen aber in Einzelfällen noch nicht ganz sattelfest schlug sich Sirkis durch die teils doch recht verzwickten rhythmischen Pfade. Wiewohl die Musik den obligaten Seventies-Jazzrock-Kriterien entsprach, gab es einige Momente harmonischer und polymetrischer Versprengtheiten, exzessiver Cluster die dem seinerzeit unnachgiebigen Soft Machineschen Avantgardedismus frönten. Als very british - Humor und Understatement stets bei der Hand. Wie gesagt, die aktuelle Mannschaft stand knietief in einer fernen musikalischen Epoche, in der Jazz & Rock eine folgenreiche kreative Mischehe vollzogen. Doch ihr vitaler Spieltrieb aus einer wahrhaftigen Haltung heraus, ermöglichte es den Musikern dieses Kapitel der Musik des 20. Jahrhunderts packend, sinnlich, phantasiebewegt nachzuerzählen. Face-lift at it´s best.