DI 25. Januar 2022
FUNK-streife
SPITTING IBEX
Tanja “Aunty” Peinsipp (voc), Florian Kittner (e-g, voc), Valentin Zopp (keys, voc), Florian Jauker (e-b, synth-b, voc), Alex Distl (dr, electronics), Christoph Krasnik (bs), Martin Scheran (as), Alex Valdés (tp)
Spitting!? Nein, die Musik gerinnt nicht in einen Zustand des Tröpfelns. Kontermine: Ihre Musik „speit“ die relativ junge Wiener Band als energische Konzentrate in den Raum. Mit gebührendem Respekt gegenüber den populärmusikalischen, definitiven Kreativtaten der 1970er und 1980er Jahre lässt dieses extrovertierte Kollektiv die ausgewählten Indikatoren Funk, Hard Rock, R´n´B und eine Brise Trip-Hop ineinander wachsen. Gefischt aus der Ursuppe jener Stile, getaucht in überzeugende Eigenwelten. Emotionszustand: hitzig, jedoch nie überhitzt, druckvoll, offensiv. Die große Stärke: animierende knochentrockene Hooklines entlang der Basssaiten, peitschendes Funk/Hard Rock-Riffgebräu einer glühenden E-Gitarre, ein explosiv schlagkräftiger Back-Beat – dieses Dreierpack locker, treibend. Harmonisch kolorierende, stichelnde Keyboard-Sounds. All diese Klangstränge bündeln sich im Aktionismus einer beeindruckenden Persönlichkeit. Der stimmgewaltigen Sängerin Tanja Peinsipp. Ein Ausnahmefall von Energiebündel. Immer die Ohren am Geschehen, preschte sie entlang verschlungener Melodielinien. Zumeist in raubeiniger Alt-Lage. Sie schmetterte rhythmisierte Textblöcke in die Umgebung, drehte beschwörende Wortpirouetten, es wirkt als würde sie sich dabei auch gewisse strukturelle Freiheiten nehmen. Emotional immer am Anschlag. Dabei so umsichtig wie bei ihrer Bühnenpräsenz. Und sie hält die Band auf dampfendem Kurs. B
egleitet von sympathischer Widerborstigkeit. Herrliche Spitzen brachten ebenfalls die Bläser ein, sodenn sie Teil des Geschehens waren. Meist als messerscharfe Tuttipassagen, aber auch in ausgeklügelte Dreistimmigkeit. Arrangementmäßig tricky angelegt. Einmal löste sich das Altsax aus der Bläserriege. Es honkte, riffte atemberaubend, raste durch die Register, schlug ein paar Kapriolen im Diskantbereich. Gehandhabt und beatmet von Martin Scheran. Ansonsten war die solistische Präsenz zumeist für den Gitarristen Florian Kittner reserviert. Der erfüllte diese mit exzessiver Kompaktheit. Gehört als Schnittmenge aus Funkadelic-Gitarrist Eddie Hazel und Jimmy Page mit gelegentlich zuviel Herumgefummel an Stilklischees. Trotzdem, die Soli funktionierten, trieben den Siedepunkt in die Höhe. Folglich fasst sich die Sängerin ein großes Herz und führte das Kollektiv wieder zur Groove-Masse zusammen. Alsdann wurde der Schub kurzzeitig gedrosselt. Es galt die neue Single inklusive Video zu präsentieren. Die Ideen verloren sich in R´n´B Seichtheit und schielten zu sehr auf hedonistische Airplay-Tauglichkeit. Zwar gut gestrickt, aber zu anämisch. Schließlich kehrte die Band zu ihrer funky Kernkompetenz zurück. Adäquat. P-Funker Georg Clinton verkündete einst: „Funk ist etwas, was man fühle, und jeder habe die Fähigkeit den Funk zu fühlen. Spitting Ibex fühlen ihn bis in die Haarspitzen und lassen es die Hörer ganzkörperlich fühlen. Ibex steht für den spanischen Aktienindex, das Modell eines bekannten Fahrradherstellers, war der Name der Rockband in der der „königliche“ Freddie Mercury seine Karriere begann oder benennt eben Vienna´s Finest im Spannungsfeld Funk, Rock, R´n´B der nächsten Generation.
.