22. Februar 2022
Von Hannes Schweiger

MI  16. Februar 2022
Club Of Rom
PETER ROM “WANTING MACHINE”
Peter Rom (e-g), Pamelia Stickney (theremin), Manu Mayr (e-b), Michael Prowaznik (dr)
Special Guests: Vinzent Pongracz (cl), Martin Eberle (tp)

Er ist mit seinen Maschinen, dies sei als Bezeichnung für die von ihm eingesetzten Effektgeräte herangezogen, einvernehmlichst auf Du und Du. Ungemein durchdacht und sinnstiftend. In einer doch eher selten anzutreffenden Art durchdringt Wärme die avancierten elektrischen Sounds, die er der Gitarre entströmen lässt. Peter Rom der vor Leidenschaft brennende Klangfärber. Es galt einen neuen Tonträger zu präsentieren. Den ersten unter seinem Namen. Der Gitarrist ist gefragter Miterfinder, Realisierer diversester Projekte. Genreübergreifend, denn Rom „fremdelt“ nicht. Er durchspielt, -denkt, stets bei sich, Stilschemata der jüngeren Musikgeschichte. Zudem gehen die Gründungen der MusikerInnenkooperative Jazzwerkstatt Wien und dessen Label selbigen Namens mit auf seine Kappe. Seinerseits lud er zur Session für die Platte eine illustre Schar hochbefähigter MusikerInnen von hierzulande und außerlande ein. Die Live-Präsentation übernahm besagtes Quartett plus die mehrmalig hinzutretenden Gäste. Michael Prowaznik sprang für den erkrankten Schweizer Schlagzeuger Julian Sartorius ein. Gleich vorweg, er lieferte trotz kurzer „Eingewöhnungszeit“ eine extrem gute Performance ab. Und da erklang sie auch schon, die explizit eigene Gitarren-Stimme mit all ihren elektronisch bereicherten Klangqualitäten. Rom findet eine differenzierte Fülle davon. Ausnahmslos gehaltvoll. Wie überraschte doch sein Spiels unentwegt durch Legato/Staccato-Kontraste,  reduktionistische Verspieltheit, das biegsame Sustain, unorthodoxe Akkordzerlegungen die in kleinen Klangnestern ihre Ausgelassenheit suchen, experimentierdrangliche Harmonieführung. All das entspringt kernigen Vamps rockaffinem Zugriffs. Gelegentlich auch abseits rhythmischer Bindungen. Dabei vergisst Rom nie die atmen lassenden Zwischenräume einzuziehen. Von dort ging es häufig improvisatorisch(jede/r könnerhaft) in konzentrierte Interaktionen. Als rhythmische Rasterung hegt Rom ein Faible für einen satten, periodischen Beat, den Prowaznik mit spartanischem Instrumentarium zu einem rhythmischen Maximum austreiben ließ. Rock-Muskulosität durchwirkt der Schlagzeuger gewieft mit Clubbeat-Mechanismen, einschließlich kleiner Klangverfremdungen. Präzision und Elastizität greifen schlüssig ineinander. Es brodelte herzhaft unter den Texturen im Zuge derer Rom ergiebig mit dem Ansatz Flächigkeit versus Pointilistik spielt. Positioniert in tonaler Zentriertheit, gewann die Band diesem Kosmos verblüffende, neutönende Fassetten ab. Entscheidend ist dahingehend explizit die Chemie zwischen dem Gitarristen und der einmaligen Thereminspielerin Stickney und vor allem, so verkündete Rom, dem Klangschürfer außerordentlichen Formats Manu Mayr - dank seines feinen Sensoriums für Details. Ebenso stellte Mayr kontrastierende, melodisch gereifte Basslinien hinzu, ließ einfach ein fettes Ostinato wabbern oder bot unikate, im Tonlagenbereich der Gitarre angesiedelte Soli dar. Sensitiv zog Stickney mit ihrem Ätherwelleninstrument spacig gehörte Soundschwaden oder stufenlos sich ändernde Harmonieinseln ein. Davon nährt sich auch die restliche Architektur der Musik, in der Rom verquere Metrik, verwinkelte Melodik, zerhackte Strukturverläufe, weite Intervallabstände auslotete. Doch Rom ist kein Verschwender, er vertieft sich in emotionale wie ereignishafte Bündelungen. Vermittelt desgleichen eindrucksvoll in den um die Gäste erweiterten Stücken. Kontrapunktisch Delikates rieb sich aneinander, rasante Tuttisequenzen jubilierten, harmonische Sinnlichkeit lag nahe. Allerdings war den beiden Bläsern hauptsächlich eine improvisatorische Freikarte zugedacht. Und da ist soviel Luft drinnen bei ihnen. Vor allem Martin Eberle mit seiner „Talking Trumpet“ entäußerte sich furios. Der steuerte im Duo mit Peter Rom dann noch eine exzellente Zugabe unter Einbezug von Bebop-Entlehnungen-plugged, unter einem Motto wie etwa „Cat Anderson meets Joe Pass“, bei. Peter Roms individuelles Temperament und Schöpfertum verstehen definierte Reglements des Jazz und Rock mit Anders-Bestimmungen, -Zusammenhängen in einer elementaren Aktualität zu festigen. Feinfühlige Dekonstruktion und ökonomische Vorstellung verbreiten in seiner Musik eine neubefundene Schönheit filigraner Intensität.  Angesichts solcher nonkonformen Gegebenheiten führen irgendwie alle Klänge zu Rom.