13. Dezember 2022
Von Hannes Schweiger

DO 01. & FR 02. Dezember 2022
Willkommen in der Kantine des WortKlang-Gewichts
YASMO & DIE KLANGKANTINE – „LAUT UND LOST“
Yasmin „Yasmo“ Hafedh (rap, lyrics), Ralph Mothwurf (e-g, musical director), Yvonne Moriel (as, fl), Andreas Lindenbauer (ts), Markus Pechmann (tp), Georg Schrattenholzer (tb), Lukas Lackner (keys), Tobias Vedovelli (e-b), Reinhard Hörschläger (dr), Joanna Lewis (v), Marianna Oczkowska (v), Emily Stewart (viola), Melissa Coleman (cello), Eva Prosek, Lena Kuchling, Ricarda Maria (back voc) & very special guest: Sigrid Horn (voc)

Ihre Skills werden immer elastischer, zielgerichteter, ihre Texte immer bissiger, halten den Finger noch unerbittlicher auf gesellschaftliche Missstände, speziell was die Mehrheit der Weltbevölkerung betrifft, die Frauen. Dagegen kann nicht genug angeschriehen werden. Aber auch was die Sozialisationsbedingungen junger Menschen in der Umgebung eines perikulösen Turbokapitalismus betrifft. Der gesunden Hedonismus in sinnentleerte, betäubende Kanäle lenkt. Intelligente Texte als scharfsinniges Spiegelkabinett. Und Yasmo hat einen zutiefst individuellen Mix aus Poetry Slam und Rap generiert. Wie wär´s denn mit der Bezeichnung „Slap“. Den schleudert sie mit rhythmischer Präzision und unglaublichem Tempo in den Raum. Sprache und Wörter unterzieht sie dabei einem virtuosen Umgang. Auffallend, wie stimmig inzwischen die Verwobenheit mit dem instrumentalen Material wirkt. Diesem hat Klangkantinen-Mastermind Ralph Mothwurf neben der nachhaltig, offensiv groovenden Grundkompetenz mit dem Füllhorn an lässigen Back- & Breakbeats und jazzimmanenten harmonisch/melodischen Geistesblitzen nun neuerdings progressiv-klassische Kammermusikfärbungen hinzugejubelt-wohl dosiert. Speziell zum Jubeln war die Solo-Kadenz für Violine. Von Joanna Lewis darin aufgehend interpretiert. Das barg einen besonders spannungsexplosiven Moment dieses tricky Dance-Beat/Poetry Festes in sich. Abenteuerliche Off-Beat Kunststücke forderten auch hier ständige Aufmerksamkeit. Das „Bauchigkeit“ und“Hirnigkeit“ einander dermaßen umschlingen, liegt nicht nur an den Arrangements großer Raffinesse von Mothwurf sondern gleichsam an der empathischen „Bespielung“ der fulminanten Band. Detto trieb sich Yasmo in einen Rap-Rausch, der sie in den manchmal zu ausführlichen Zwischenansagen in eine übersteigerte Aufgekratztheit katapultierte. Das war eine Konzentrationssteilvorlage für die Hörerschaft. In der Performance jedoch war sie neben der „Rap-Messengerin“ zusammen mit den fantastischen „Groovewütern“ Vedovelli und Hörschläger der dritte Beatmaker. Eine motorische Schubkraftverstärkung. Zwei KantineurInnen tanzten auch solistisch aus der Reihe. Das waren der strahlkräftige Trompeter Markus Pechmann und Yvonne Moriel mit quecksilbriger Beweglichkeit an Altsaxophon und Flöte. Beide mit scharf skizzierter Tonbildung, einem Ideenfluss des Hochgenusses. Überhaupt pendelte das erschaffene Ambiente zwischen Selbstvergessenheit und Konzentration. Ein eingeschworener Freundeskreis (die Idee mit den Gästen konnte nicht reüssieren) dessen progressiver Hip Hop textlich wie musikalische unmissverständliche Relevanz hat und zudem offenen Ohres und Geistes in eine stilgefächerte Form gießt. Die enorm positiven Vibes waren ausweglos zupackend. Dennoch ging entsprechend der Schwallintensität der Poetry Yasmos ein wenig Erschöpfung miteinher. Das Konzert dauerte lange, doch wenn der Flow passt! „Laut“ sehr wohl, „Lost“ von wegen. Ja, alles Tip Top. Im Club herrschte das „alte Ausverkauft“. Welcome to the Canteen.