DO 05. Dezember 2022
Made In Purple
IAN PAICE & PURPENDICULAR performing CLASSICDEEP PURPLE
Ian Paice (dr), Robert Thomas Walsh (voc), Christoph Kögler (keys), Herbert Bucher (e-g), Neal Murray (e-b)
Da raste er noch immer mit ziemlicher Rasanz um die Ecke, der „Highway Star“. Und der ist zweifelsfrei das rhythmische Herz der nach wie vor aktiven Deep Purple, Ian Paice. Seit der Gründung bis zum heutigen Tage Taktgeber dieser epochalen Hard Rock Band und einer der zehn herausragenden Rock-Drummer. Doch seit geraumer Zeit genügen ihm die Aktivitäten mit seiner Stammband (bei der ebenso noch die Partner der legendären Mark II-Besetzung, Roger Glover-b und Ian Gillan-voc, mitmischen) alleine nicht mehr. Kurzentschlossen scharte er die nicht Schlagzeug spielenden Musiker der hochgeschätzten Deep Purple Coverband „Purpendicular“ (2007 gegründet und benannt nach einem Deep Purple Album aus dem Jahre 1996) um sich, um die mit ihnen erarbeiteten Versionen einiger Purple-Songs, die längst zum Real Book des Rock zählen, in die Welt hinauszurocken, Zu diesem Hard Stuff zählen Perlen wie „Highway Star“, „Lazy“, „Strange Kind Of Woman“, „Space Truckin´ “ und klarerweise „Smoke On The Water“. Allerdings fanden auch neue Stücke der Band, die folgerichtig dem Duktus der klassischen Purple Werke entsprachen, Einzug ins Programm. Durchaus gelungen und originell.
Wonach das primär seniorische Publikum im randvollen Jazzclub allerdings gierte, waren die „Everpurples“. Durch das Mitwirken von Ian Paice, der eben den nötigen „Hartsteinboden“ der Deep Purple-Stilistik erschuf, war schon einmal die halbe Miete gewonnen. Ein Vergnügen und respektzollend zu hören und sehen wie der Mitsiebziger die signifikant trockenen, schnörkellosen Grooves, die er ab und an punktgenau mit findigen Fills aufrüttelte, mit spielerischer Lockerheit und Präzision in eine unwiderstehlich swingende Druckwelle kleidete. Imaginärer Rauch stieg da auf. Ein derartiges Fundament unter sich zu wissen, ließ die restlichen Musiker mit viel Esprit aus dem Vollen schöpfen. Frontman R.T. Walsh zog mit seiner Bühnenpräsenz das Publikum in den Bann, fügte außerdem stimmlich den Songs eine eigene Färbung hinzu. Eine gute Entscheidung der Band war zudem, sich nicht an den virtuosen Improvisationsexzessen von Jon Lord und Ritchie Blackmore zu delektieren, sondern die Versionen in formalen Zeitraffer zu gießen. Dennoch war jener einzigartige Purple-Sound, der aus der Verschränkung von Hammond Orgel und E-Gitarre geboren wurde, präsent. Hinzuarrangiert wurden kleine kreative Modifikationen. Ebenso gelang es der Band die einstigen großen Gesten der Hard Rock-Ikonen aufzugreifen, mit einfachen Mitteln zu gestalten und treffendst umzusetzen. Die Deep Purple Adaptionen wirkten angemessen wuchtig und kompakt. Pointierte Soli des Gitarristen wie des Keyboarders streuten noch zusätzlich Pep darüber. Eine brennende, unpeinliche Reverenz voll Lustbarkeit und Kurzweil, an der Musiker wie Publikum hör-/sichtbar viel Spaß hatten. Die Wirkmächtigkeit der innovativsten Phase des avancierten Rock war in einem gerüttelt Maß spürbar. Und ein äußerst symphatischer Rockstar, Ian Paice, bedankte sich für die Einladung in den Jazzclub. Für den eine solch pluralistische Programmierung spricht. Die ja sowieso konsequent gelebt wird. Light on the stage, heat in the auditorium. Die Nacht war dann tief violett.