DI 27. Juni 2023
Der nimmermüde Funk-tionär
FRED WESLEY & NEW JBs „Celebrating the 50th Birthday of the JBs“
Fred Wesley (tb), Gary Winters (tp), Phillip Whack (ts), Reggie Ward (e-g), Vince Evans (keys), Dwayne Dolphin (e-b), Bruce Cox (dr)
In die Musikgeschichtsbücher, Kapitel 20. Jahrhundert, Unterkapitel Funk Jazz, schrieb er sich als langjähriger, mit kurzer Unterbrechung von 1967 bis 78, Bläsersatz-Leader und maßgeblicher Arrangeur von „Mr. Dynamite“ James Brown ein. Gemeinsam mit diesem schickte Wesley den Funk auf Reisen. Alle Welt sah in ihm obendrein den funkiest Posaunisten. Zudem veredelte er die Horn-Sections von Bands wie Funkadelic, jene von Maceo Parker oder Pee Wee Ellis. Die Liste mit weiteren Kooperationen reicht u.a. von Count Basie, Ray Charles, George Benson, Oskar Peterson, Whitney Houston bis De La Soul. Zu Beginn der 1970er Jahre rief er die ruhmreichen JBs ins Leben. Und nun lassen sie bereits seit 50 Jahren die Funk-en sprühen. Aktuell hat Wesley, auch letzter Aktiver der Brownschen Hörner, die JBs neu formiert und verjüngt. Und die Band funk-tioniert auf Taktstrich und Cue.
Exaktest platzierter, trockener Groove, als irisierender Energizer. Bassist Dolphin schleuderte Hooklines nach Belieben raus. In Feinabstimmung mit dem Präzisionsbeat von Bruce Cox, der den Back-Beat mit ungeraden Akzentuierungen aufputschte. Die Gitarre war mit zusätzlichen, vorantreibenden Akkordfolgen unentwegt zur Stelle. Darüber tanzten messerscharfe, punktgenaue Bläsersätze im Stakkato-Modus. Unvergleichlich lässig zogen dabei Off-Beat Extravaganzen ihre Bahnen. Arrangiert mit dieser untrüglichen Funkiness von Wesley. Gleich zu Beginn war der Siedepunkt erreicht, mit einer schweißtreibenden Version des Hancock Fegers „Chameleon“. Zwischen den Funk Kapriolen, darunter etliche Wesley Originale, wurde auch erfrischend gebopt. Hard und abseits von Stereotypen mit zusätzlichen harmonischen Melismen, Big Soul und tiefverwurzeltem Bluesfeeling. So kribbelte Bobby Timmons „Maonin´“ ordentlich den Rücken hinunter. In all dieser Kollektivbeschaffenheit sonderten weiters spritzige Soli ihre Leuchtkraft ab. Hervorstechend jene des Trompeters Gary Winters, brillant in der Intonation, wendig in der Melodik, und von Altmeister Wesley, immer noch voluminös bei Ton bzw. mit fokussierten, geschmeidigen Linien. Die Formel die einst ein anderer berufener „Funkianer“ James „Blood“ Ulmer apostrophierte „Jazz Is The Teacher, Funk Is The Preacher“ geht zweifelsohne auf Fred Wesley zurück. Die Spielfreude der Musiker übertrug sich unmittelbar. Dem Publikum stand abermals Freude und Wohlbefinden ins Gesicht geschrieben.