14. Mai 2016
Von Hannes Schweiger

FR 13. MAI 2016
Das Lächeln des Drum Giant
AL FOSTER  QUARTET
Al Foster (dr), Dayna Stephens (ss, ts, ewi), Adam Birnbaum (p), Doug Weiss (b)

Schon die ersten Becken und Trommelschläge waren eine Offenbarung. Sie saßen genau dort, wo der Klang aufgeht. Und dann nahmen die fosterschen Zaubereien unaufhörlich ihren Lauf. Wieso Al Foster in den letzten beiden Dekaden in Miles Davis´ Schaffen dessen bevorzugter Partner am Schlagzeug war, ward einem auch wieder in Erinnerung gerufen. Ihm zur Seite standen eine Generation jüngere Musiker, die allesamt technisch versiert waren, das Real-Book aufmerksam durchgearbeitet haben, aber hinsichtlich der eigenen Note noch ordentlich feilen müssen. Doch der Genius von Foster, der erst einmal der Intuition seiner Partner einen gehörigen Schub verlieh, brachte selbst ausgelaugte Changes in den Soli seiner Buddys, abgedroschene Jazzstandardfloskeln oder trockenste Schlagzeug-Rudiments zum Glänzen. Faszinierend wie er, und dazu genügt ihm ein Standard-Set, Rhythmen übereinanderschichtet, kreuzt oder addiert bzw. ein Füllhorn an perkusssiven Klangfarben in den doch eher konventionellen Modern Jazz Impetus der Musik initiiert. Plötzlich stellten sich Fragen nach Stilistischem oder Aktuellem nicht mehr. In der Musik swingte unbändigst etwas berührend und authentisch Zeitloses. Was keineswegs verwunderlich ist, da Foster mit überschäumendem Einfallsreichtum den Beat modellierte, verlagerte, umspielte, das Tempo im richtigen Moment herausnahm oder forcieret – mit einer Leichtigkeit sondergleichen. Hinzu kommt noch dieser singuläre Schlagzeugsound, der auf der Verwendung von dicken Cymbals mit geringem Sustain und seinem nuancierten, patternbezogenen Melodieverständnis auf den penibel getunten Drums beruht. Im Repertoire des Quartetts fanden sich Originale der Bandmitglieder und überlegt gewählte Fremdkompositionen, darunter eine geschmeidig tänzelnde Version von Herbie Hancocks „Cantaloupe Island“, ein quirliger “Freedom Jazz Dance“ und als Zugabe eine Hommage an seinen Mentor Miles in Form einer höllisch groovende Variation von „Jean Pierre“. Al Foster – in time, out of stiffness. Ein wahrer „Weltmeister“ verschenkte mit strotzender Vitalität, fortwährend begleitet von einem strahlenden Lächeln, seine große Kunst. Die Schlagkraft positiver Vibrations lässt sich nicht so ohne weiteres beugen.