SO 29. MAI 2016
Kirk`s Works
KIRK KNUFFKE TRIO
Kirk Knuffke (cornet), Mark Helias (b), Bill Goodwin (dr, perc)
Da setzt sich jemand ausschließlich mit dem Kornett auseinander. Einem Instrument, das in der Jazzhistorie eigentlich ein Schattendasein fristet. Derweilen entwickelte Louis Armstrong einst seine bahnbrechenden Visionen darauf und ein weiterer großer Jazzstilist nannte es sein Instrument: Bix Beiderbecke. Zu ihrem Hauptinstrument machten es Nat Adderley, Clifford Thornton oder Butch Morris. Don Cherry, Thad Jones, Kenny Wheeler um nur einige wichtige Stilisten zu nennen, setzten es gelegentlich an die Lippen. In jüngerer Zeit reüssierte der schwarze Musiker Graham Haynes auf dem Kornett. Nun ist der aus Denver stammende in New York ansässige, deutsche Wurzeln aufweisende Musiker Kirk Knuffke angetreten dem Kornett wieder neuen Glanz zu verleihen. Knuffke wurde durch seine Zusammenarbeit mit Butch Morris bekannt und ist seitdem eine wesentliche, gefragte Stimme der zeitgenössischen New Yorker Jazzszenerie. In Europa ist er allerdings ein noch relativ unbeschriebenes Blatt. Mit zwei engverbundenen Musikern präsentiert er jetzt sein aktuelles Trio. Dessen evoziertes Klangbild ist ein sehr luftiges, transparentes und lässt viel Raum für Knuffkes geschmeidiges, wendiges Spiel, das er mit strahlendem, schneidendem Ton krönt. Allerdings beschnitt er mit seinem rigorosen Konzept, das eine Sammlung konziser Stücke vorsieht, die Möglichkeiten längerer Interaktionsbögen. Wodurch ein Eindruck des Unausgegorenen, des übermäßig Bruchstückhaften entstand. Dies wurde noch zusätzlich durch die verschleppten, etwas unentschlossen wirkenden Akzentuierungen und Interventionen des Schlagzeugers verstärkt. An sich überzeugten die Stücke, etliche als Hommagen an große Persönlichkeiten des Jazz konzipiert, so beispielsweise Steve Lacy, Sun Ra, Art & Jim Pepper, die einer modalen Textur versetzt mit einem libertären Modern Jazz-Verständnis zugedacht sind, durch melodische Raffinessen und groovige, rhythmische Sophistications. Letztere wurden primär von einem überragenden Helias, umsichtig und überlegen, umgesetzt, da eben Goodwin oftmals zu zögerlich zwischen kolorierender, ungebundener Perkussivität und einhackendem “in time“-Spiel hin und her sprang. Wirklich packend geriet das Interplay zwischen Knuffke und Helias, da hier auch die verschroben schöne Ästhetik und die individuellen Klangqualitäten ihre Entsprechung fanden. Eine Formation jedenfalls in der etliches an Potential steckt und die ein wesentlicher Workshop von Knuffke bleiben sollte. Und dem Kornett lässt sich folglich zurecht wieder mehr Gehör schenken.