9. Januar 2017
Von Hannes Schweiger

SO 8. JANUAR 2017
Jazzkanon in abendländischer Spiegelung
DAVID HELBOCK TRIO
David Helbock (p), Raphael Preuschl (b-ukulele), Reinhold Schmölzer (dr, perc)

Er gehört zu den umtriebigsten und aktivsten Akteuren des  jungen österreichischen Jazzzirkels. Der Vorarlberger Pianist David Helbock. In den letzten drei Jahren hat er sich einiges an nationaler wie internationaler Reputation erspielt. Die er völlig zu Recht genießt und die er mittlerweile unverrückbar gefestigt hat. Speziell mit seinem momentan im Zentrum seines Schaffens stehenden Piano Trio, welches er mit den beiden Altersgenossen, den gleichfalls profunden Musikern Preuschl und Schmölzer, bildet. Mit dem Titel „Into The Mystic“ ist das aktuelle Programm des Trios überschrieben. Und Helbock vertont als Hauptkomponist und primärer musikalischer Animator mit viel Tiefgang diese uralte menschliche Neigung. Wobei für ihn die Faszination im Mystischen des Klanges weilt. Als Intro des Abends wählte er ein musikalisches Werk welches für ihn nach wie vor jede Menge mystisches bereithält: Beethovens 7. Symphonie. Die daraus rezitierten Auszüge durchwob Helbock ungemein organisch und entschlossen mit jazzphrasierten Motiveinheiten und Klangerweiterungen im Inneren des Klaviers. Hier offenbarte sich die tiefe Verwurzelung des Pianisten mit der abendländischen Musiktradition, die ihm ständiger Bezugspunkt ist. Gelegentlich wirkte das Gefüge dann aber doch zu kalkuliert und eng gefasst. Was auch dem perfekten Zusammenspiel zwischen den Musikern etwas an spontanem Impetus raubte. Weiters würde eine Spur mehr Dirtyness in seiner sehr sauberen Intonation den musikalischen Spannungsgehalt erhöhen. Dem berauschenden Ideenfluss hinsichtlich Strukturverläufen und harmonischen wie rhythmischen Fortschreitungen tat dies keinen Abbruch. Vertrackteste Abfolgen wurden mit verblüffender Leichtigkeit und Spiellaune realisiert. Zusätzlich pochte im Spielprozess ein unbändiger Drive der äußerst kontrolliert (gelegentlich zu sehr) auf den Weg gebracht wurde. Ummantelt war das Geschehen von einem signifikant individuellen Gruppensound, was nicht zuletzt auch mit den bizarren Klangqualitäten der Bassukulele im Zusammenhang steht. Preuschl hat auf originäre Weise das Möglichkeiten dieses simplen Instrumentes durch Elektronifizierung ausgelotet respektive erweitert und einen trocken-perkussiven, originellen Klang entwickelt. Durch sein über eine grundierende Bassfunktion hinausreichendes, mit melodischen Nuancierungen angereichertes Spiel, brachte er, sich wechselnd auf Helbock und dann Schmölzer beziehend, fortwährend kontrapunktische Feinschattierungen ins Spiel. Darauf reagierten seine Partner mit teils findigen Improvisationsexkursen die sich bis an den Rand der Tonalität versprengten. Der Schlagzeuger erwies sich auf diesen Trips als unglaublich versierter Akzentuierungsjongleur. Wie überhaupt die Protagonisten mit gelöstem Selbstverständnis hinsichtlich der Zusammenführung von Parametern diverser musikalischer Entstehungsprinzipien zu überzeugen wussten. Helbock ist kein Musiker der gängigen Stilidiomen zuzuordnen ist. Er ist vielmehr ein umfassend denkender Musiker der in seinem musikalischen Weltbild unterschiedlichsten musikalischen Sprachen einen Platz einräumt. Elementares aus Jazz, Klassik, Rock oder Populärmusik gerinnt in seinem Formverständnis wie auch seinem bestechenden Klavierspiel zu aparten Klanggesten. Die Prozesshaftigkeit in der Musik des Trios scheint etwas in den Hintergrund getreten zu sein. Vielmehr zählt das momentbestimmte, simultane Spiel mit dem erkundeten Material. Angesichts des Potentials in diesem Kollektiv steht an Überraschendem noch einiges bevor. Out On The Rim.