15. Januar 2017
Von Hannes Schweiger

SA 14. JANUAR 2017
Soulful Songs in glittering Soundshake
SHAKE STEW Introducing “QUEEN MU”
Angela Maria Reisinger aka Queen Mu (vocals), Lukas Kranzelbinder (e-, acc-b), Mario Rom (tp), Johnny Schleiermacher (ts), Clemens Salesny (as, acl), Manuel Mayr (e-, acc-b), Niki Dolp, Mathias Koch (dr, perc)

Das Einstimmen zu Episode 2 von Lukas Kranzelbinders Stageband-Projekt mit seinem derzeitigen Paradeensemble Shake Stew, übernahm auch diesmal wieder eine amüsante Klangcollage des vielseitigen Bassisten. Aus dem Dunkel der Bühne hervorbrechend. Sparsam gesetzte, wirkungsvolle Lichteffekte begleiteten den Beginn einer irisierenden Tour de Force durch das mit neuen Fassetten aufwartende kranzelbinderische Klangkontinuum. Dieses ist gespickt mit unvorherhörbaren Goodies. So setzte einen zusätzlichen Glanzpunkt, die zu diesem Abend eingeladene Sängerin/ Stimmperformerin Angela M. Reisinger mit ihrer wandlungsfähigen Kantabilität, die sie mit gleicher Überzeugungskraft Liedformen, Spoken Word Akklamationen oder klangfarbengenerierte Spontaninterventionen darbieten ließ. Auffallend ist bei ihr, dass sie kein Streben in den Diskantbereich besitzt, sondern sich auf eine detailreiche Modulation von Wörtern und Klängen im Altbereich konzentriert. Kranzelbinder hatte für Reisinger und seine restliche Mannen maßgeschneiderte Struktursegmente geschaffen. Primär sind diese, wie schon angemerkt, im Jazzkanon verwurzelt, doch als pluralistisch denkender Musiker bezieht der Bassist auch diverse andere Stilkomponenten mit ausgesprochenem Selbstverständnis mit ein. So entrang er seinen Bässen einfache Rockvamps oder knochentrockene Funkgrooves und verstand es, in geschickter Rollenverteilung mit seinem Basskollegen Manu Mayr und den beiden quirligen Schlagzeugern, Räume zu öffnen, in denen sich die Solisten in unbändiger Spiellaune, angereichert mit überbordender Imaginationskraft, weideten. Jeder dieser drei Stilisten ließ keinen Winkel seines Instrumentes ungenützt. Clemens Salesny zerschnitt mit messerscharfem Ton auf dem Altsaxophon die Luft und implantierte den Möglichkeiten der viel zu selten gehörten Altklarinette ein elektrisierendes Fluidum. Er jubilierte mit einer Mühelosigkeit sondergleichens, eine unglaubliche Logik und Dringlichkeit in seinen Klangbändern evozierend – Trompeter extraordinär Mario Rom. Das Tenor ergreifend hauchen, bluesaffine aufbegehren und frenetisch schmettern lassend brachte Johnny Schleiermacher auf den Punkt. Doch jedwede Einzelhandlung festigte und beschwor die grundlegende Intention der soundspezifischen Eigenart des Kollektives und der ausdrucksmäßigen Bandbreite. Diese umspannte ineinandergreifend und unverbraucht wirkend dichtmaschige Klanggewebe, kontemplative Introspektion oder auch psychedelisch grundierte, gelöst treibende Alterationen. Jazz kann aktuell schwerlich lebendinger und runderneuerter klingen. Diese Abendstund hatte Gold im Mund.