16. Januar 2017
Von Hannes Schweiger

SO 15. JANUAR 2017
Die Inwendigkeit poetischer Feinstofflichkeit
PETER PONGER/ JUDITH SCHWARZ DUO
Peter Ponger (p), Judith Schwarz (dr, perc)

Als Trio eingeplant. Auf Grund der Erkrankung des Bassisten Peter Herbert, kurzfristig als Piano Recital angedacht und schlussendlich als Duo realisiert. Situationen wie sie nur das Jazzleben improvisiert und auslebt. Demzufolge wurde dieses Faktum zur Herausforderung beider ProtagonistInnen. Auf der einen Seite der vielleicht kompletteste österreichische Jazzpianist, der gestandene „Eigenbrötler“ Peter Ponger, auf der anderen die vital sprühende, beeindruckend schlagfertige Judith Schwarz, markante Schlagzeugstimme der österreichischen Jazz-Nachkommenschaft. Die beiden stürzten sich vorbehaltlos in einen die freie Improvisation frönenden Dialog, eine zwingende Interaktionskultur manifestierend, in dem lediglich der tonale Rahmen einzige Vorgabe war. Ponger breitete unverzüglich seine lyrisch versponnenen, von romantischen Diktionen durchwehten, in flüssiger Beweglichkeit kulminierenden Klangwelten aus. Er tut dies mit, den musikalischen Prozess befördernder Virtuosität und seiner extraordinären Gabe als melodischer Fantast. Platziert in einen tonalen Raum mit flexiblen Grenzziehungen. Ponger versinkt binnen kürzester Zeit in einem Kontinuum vielgestaltigster Ereignishaftigkeit und ließ seine Affinitäten zu Bill Evans und Keith Jarrett in unumstößlicher Eigenverantwortung anklingen. Der Kontakt zur Schlagzeugerin brach jedoch nie ab. Und die etablierte eine befeuernde Reaktion. Sie setzte auf reduktionistische „Zuspielungen“. Heißt, sie ließ beispielsweise einzelne Klänge auf Metall und Fellen abtropfen, mit Sinn für melodische Textur oder entwarf transparente Rhythmuspattern in feinem Anschlag und elastischer Beschaffenheit. Dadurch und gepaart mit explizitem Formverständnis stieß Schwarz Räume auf, in die Ponger seine virtuosen Kaskaden pflanzte. Da perlten Singlenote-Meander dahin oder harmonisch ausgeklügelte Blockakkordtürmungen griffen Platz. Aus abstrakten Konstrukten ließ Ponger auch liebliche Melodieseeligkeit entstehen, ohne an Nachdruck oder Tiefgang zu verlieren. Aber da war auch Schwarz schon wieder zur Stelle und stachelte den Dialog mit dezent rocknahem oder rasant swingendem Timekeeping, welches sie auch, wenn angebrach, fallen lassen konnte, kompromisslos an.  Eine improvisatorische Feierstunde im Spannungsfeld von Introspektion und gemessener Ausgelassenheit.