MI 1. MÄRZ 2017
Cool Struttin´ in Wiener Melange
KOGLMANN/ARCARI/ PASZTOR
Franz Koglmann (tp, flh), Mario Arcari (english horn, oboe), Attila Pastor (cello)
„Kammertrompeter“ Franz Koglmann (extra für ihn müsste man diesen Begriff eigentlich etablieren) proklamierte einst ein wenig sarkastisch: „Das Jazz-Solo ist tot“. Seit jenen Tagen hat er dieses für sich entschlackt, von unnötigem Ballast befreit und es fortan kompromisslos in der Umgebung seines Amalgam einer Cool Jazz Formalistik und Funktionalismen einer weitgefassten europäischen Traditionsspanne, auf seine Gültigkeit und Wirksamkeit hin kritisch beleuchtet. Immer bestimmter und konzentrierter erklärte sich der melancholische Poesiekanon seiner musikalischen Gedankenwelt mit den darin verankerten Brechungen eines wienerisch-slawischen Lyrismus. Koglmann konsolidierte in eigenständiger, fast könnte man sagen singulärer Haltung sein klar artikuliertes Ansinnen der Hege und Weiterführung der in der Jazzepoche der 1950er Jahre gereiften „Third Stream“- Explorationen. Darin erlangte er sowohl in seinen Kompositionen/Arrangements als auch in den konzisen Improvisationen eine meisterliche Stringenz der Präzision und Luzidität. Demnach könnte man in Bezug auf sein eingangs erwähntes Statement vielleicht sogar folgerichtig hinzufügen: „Es lebe das Jazz-Solo.“ Neben seinen Kompositionen für größere Besetzungen unterhält er speziell mit seinem aktuellen, unkonventionell besetzten Trio, mit den beiden klassisch ausgebildeten Musikern Mario Arcari und Attila Pastor, das in seiner Gründungsphase ALL´ ALBA hieß, eine eng verschränkte, dabei elegant luftige, geschmeidig bewegliche Klangrede in diesem, seinem Duktus. So gehört an jenem Abend. Die Porgy-Bühne umgemünzt in einen intimen Kammersaal, bestückt mit drei der roten Clubsessel und den Notenpulten. Gleich das erste Stück „All´ Alba“, ein Blues von Giorgio Gaslini, offerierte ein kauzig cooles Einschwingen. Formidabel durchwehten Arcari und Pastor ihre klassisch konnotierte Intonation mit wohldosierter, jazzimmanenter Freigeistigkeit – beweglich und geschmackssicher. Die helltönende Charakteristik ihrer Klangstränge verschmolz in homogenem Maße mit der introspektiven, dunkelnuancierten Färbung von Koglmanns Spiel. Im Fortlauf des Abends, der primär die Präsentation des Gluck-Programmes des neuen Tonträgers des Trios mit dem Titel „G(ood)luck“ zum Inhalt hatte, befleißigten sich die Musiker einer beflügelnden Interaktion und frönten einer daraus resultierenden gehörigen Spiellaune. Alle tonalen Türen standen in den Stücken für die fokussierten improvisatorischen Veräußerungen, in denen viel Verve loderte, offen und die Trompete tauchte schon auch einmal in losgelösten, kurzgefassten Klangfarbenrauch ab. Dreh- und Angelpunkt der musikalischen Vermessung des Oeuvres des Chamber-Terzetts blieben jedoch die in der Hauptsache von Koglmann ersonnenen Kompositionen und Arrangements – oftmals inspiriert von literarischen Texten. Wirklich famos wie er die Instrumentalstimmen harmonisch ausweitend zusammenführt, polyphone Kontrapunktfinessen sprießen lässt und all das zwischen „laid back“-Feeling und Stretto-Modalität changieren ließ. Diverse explizite Themen berührten auch mit ihren schlichten, melodischen Binnenstrukturen. Gravitätischer „Kammer-Jazz“ im Spannungsfeld von „Yesterday´s Ezzthetics“ und „Today´s Visions“ mit vielen illuminierenden Pointilismen.