7. März 2017
Von Hannes Schweiger

MO 6. MÄRZ 2017
African Ceremony
ABDULLAH IBRAHIM & EKAYA
Abdullah Ibrahim (p), Andrae Murchison (flh), Lance Bryant (ts), Cleave Guyton (as, fl), Alex Harding (bs), Noah Jackson (b, cello), Will Terrill (dr)

Er ist der bis dato bedeutendste, einflussreiste afrikanische Jazzmusiker, der auch im hohen Alter nicht müde wird, seine ureigenste afrikanisch geerdete, von der abendländischen Tradition durchwehte und von ellingtonscher Eleganz und monkscher Verschrobenheit befeuerte Jazzvision in Konzerten zu zelebrieren. Er tut dies heute mit einer fast beschwörenden Entschleunigung  und fragmentarischen Strukturierung seiner modal basierten Musik. Sein Anschlag ist sanft geworden aber nicht vergreist. Sein Spiel umgibt eine Art mystischer Intensität, doch in den repetitiv wiederkehrenden Mustern pulsiert nach wie vor jene hymnische, hypnotische Kraft. Und das Kollektiv Ekaya fungiert quasi als sein „Zweitinstrument“, als die Potenzierung seines Klavierspieles. Mit der eben gleichen Reduziertheit und Introspektive. Es klingt ein enormes Wissen über die Kunst der Tonsetzung, den Sinn der Musik durch. Vollführt mit in sich ruhender Qualität und Abgeklärtheit. Konzentriert und vital wirkend betrat Ibrahim vorerst alleine die Bühne und breitete ein elegisches, transparent gegliedertes Klanggewebe aus, das in seiner melodischen Simplizität jazzimmanente Balladenhaftigkeit und Kürzel aus afrikanischer Melodik und europäischer Tradition, mit Anleihen von Schubert bis zu den Impressionisten, verschränkte. Nach und nach kamen seine Mitmusiker hinzu. Flöte und Cello verdichteten vorerst den introspektiven Charakter. Danach folgten die restlichen Instrumentalisten. Die Musik erhielt eine rhythmische Feinziselierung und die Bläser ergänzten in einem „mellow mood“ die Melodielinien des Pianos mit Unisonoausschmückungen oder Off-Beat gesetzten Tutti. Dazwischen platzierten sie auch knappe Soli in getragener Weise, die den lyrischen Duktus fortführten. Im zweiten Teil des Abends wurde das Tempo etwas forciert. Ausgehend von, die Kwela Musik Südafrikas reflektierenden Melodiefolgen, die mit den typischen chromatischen Bass-Ostinaten unterlegt waren. Auch zitierte Ibrahim aus einigen seiner bekannten Themen wie z.B. „The Wedding“, die jedoch jetzt in Half-Time einherstolzierten, was das Würdevolle in des Pianisten Musik verstärkte. Richtig beschwingt ging es kurzzeitig bei einer kauzigen Version aus einem Monk Themen-Mix zu. Seinen Abschluss fand der dramaturgische Verlauf mit berührender Klangpoesie. Wieder wie zu Beginn, erspielt im Trio mit Cello und Flöte und zuletzt in ein Piano-Rezital hinübergleitend. Eine feierliche Zeremonie von ausnehmend berührender Unmittelbarkeit. Jedwedes schwülstige Pathos war der Musik dabei abhold. Es wird sicher einiges an Verstörung unter dem/der einen oder anderen ZuhörerInnen ob der emotionalen Gemächlichkeit der Musik geherrscht haben - nachvollziehbar. Aber das wunderbare am Jazz ist doch, dass seine MusikerInnen sich prinzipiell nicht in Stillstand begeben. Und Abdullah Ibrahims gegenwärtiger Klangkosmos ist eben jener des beschaulichen Gleichmaßes und der Seelenruhe. Die wahre Autorität bleibt die Musik und das ist entscheidend.