29. März 2017
Von Hannes Schweiger

DI 28. MÄRZ 2017
Nachjustierbare Versuchsanordnung
OMERZELL/SIEWERT/KÖNIG
Benny Omerzell (hammond org, synth, p), Martin Siewert (e-g, steel-g, electronics), Lukas König (dr, synth)

Martialische, dunkel dröhnende  Akkorde wuchteten sich aus der Hammond, splittrige Cluster von der Gitarre krachten dagegen, währenddessen sich ein asymmetrischer Kraftkammer- Rock Groove hineinbohrte. Schrittweise eingehüllt in Trockeneisnebel. Das passte augenzwinkernd zu den Reminiszenzen an die großen Neuerer des Progressive/Hard Rock der 1970er Jahre mit den prägenden Hammond Orgel Sounds, die dem Trio als bestimmender Bezugspunkt gelten. So transformierte Omerzell Klangqualitäten von relevanten Rock-Orglern wie z.B. Deep Purples Jon Lord, Keith Emerson, Rick Wakeman, Rob Argent, Gentle Giants Kerry Minnear oder Focus´ Thijs van Leer und natürlich des einzigartigen Auslösers, den Jazz und Rock intelligent verbunden habenden Larry Young in sein energetisches, ausgeklügeltes Spiel. Er setzte mit der teils quergedachten gängigen Funktionsharmonik des Rock und daraus resultierenden Kadenzen die bestimmenden „Duftmarken“ der von einigen wenigen Motiven durchsetzten spontan assoziativen Improvisationsmusik mit starken „Jazznerven“. Dem Impetus gleichziehend entledigten sich auch Siewert und König ihrer Kreativität. Ersterer dehnte rockimmanente Akkorde harmonisch wie klanglich, unter profunder Zuhilfenahme von elektronischen Devices genüsslich aus und Zweiterer schleuderte knochentrockene Grooves ebenfalls immer wieder in metrisches Niemandsland und ließ sie dort fröhliche Urstände feiern. Da wähnte man sich schon in einer originellen, aufgefrischten Relaunch der Jazz-Rock Idee. Aber es blieb nur bei Ansätzen und Andeutungen, die unbedingt nach einer Vertiefung verlangt hätten. Omerzell hätte da mit seinen drängenden Ideen hartnäckiger bleiben soll und Siewert, ein Haarspitzen-Sohle Klangästhet, hätte ohne weiteres ausführlicher den „Rockgitarren-Hero“ hervorkehren dürfen.  Impuls, Leidenschaft, Punch, ein effizienter Abtausch von Konsonanz und Dissonanz, von modal und freitonal und dynamischen Polaritäten waren unüberhörbar, aber dennoch machte sich eine gewisse Bruchstückhaftigkeit und Zerrissenheit breit, obschon das Klanggebräu brodelte, denn dieses war der Dringlichkeit und letztendlichen Konsequenz verlustig gegangen. Auch hätte man das Ansinnen des Wiedererweckens der seinerzeitigen soziokulturellen Progressivität heraushören können, was ohne weiteres zur Unterfütterung eines Jetztzeitstandpunktes prädestiniert gewesen wäre. Aber vielleicht ist es einfach die emotionale Bande der Musiker mit dieser Ausformung des avancierten Rockkanons. Festgehalten ist der Trip auch auf dem Tonträgerdebut des Trios mit dem Titel „Battelship Euphoria“ (Handsemmel Records). Zu erwarten ist, dass die drei charismatischen Musiker ihr großes Potential noch eloquenter bündeln, noch expliziter vorantreiben. Und Herrschaften, lasst euch eurer Euphorie nicht berauben.