MI 29.März 2017
Küsse im Halbschatten
JEAN-PAUL BOURELLI “KISS THE SKY”
Jean Paul Bourelli (e-g, voc, electronics), Darryl Taylor (e-b,voc), Kenny Martin (dr, voc)
Es wäre die Realisierung eines langgehegten Anliegens gewesen. Die Begegnung Jean-Paul Bourellis mit Harry Sokals Power Pack Depart. Bedingt durch eine Fußverletzung Sokals wurde bedauerlicherweise ein Delete-Projekt daraus. Bourelli sprang kurzfristig mit seinem derzeitigen Trio ein. Eine nette Geste. Wie überhaupt der Gitarrist ein sympathischer Zeitgenosse ist, was seine spritzigen Ansagen vermittelten. Der folgende musikalische Output war allerdings einigermaßen mau. Zumal Bourelli, ein fabulöser Saitenhexer, mit enormem Energiereservoire und überbordender Spiellaune zur Sache ging. Er demonstrierte improvisatorische Großtaten und eine gediegene Virtuosität. Seine ausgefeilte Stilistik speist sich aus einer griffigen Gemengelage aus Rock-Duktus mit Funkeinsprengsel und Jazz-Spirit. Abgesehen davon sind Electric Blues und Hendrixmania von ganz besonderer Bedeutung. Gewöhnungsbedürftig waren seine Vokalismen, die er immer wieder im Unisono mit seinen Single Note-Linien heraus schrie. Bourelli nahm sich ausreichend Raum für seine zumeist einfallsreichen, expressiven Soli in denen er die leidenschaftlich zelebrierte Rocktextur harmonisch wie melodisch zeitweise aus den Angeln hob bzw. sich rhythmisch überschlagen ließ. Seine beiden Partner, renommierte Musiker aus der Soul-Szene, konnten diesem Esprit nur bedingt folgen. Der Bassist stolperte des Öfteren ungelenk durch die Tunes, während der Drummer, ein solider Rhythmiker, den unorthodoxen Wendungen im Spiel des Gitarristen nicht viel hinzuzufügen hatte bzw. dann und wann einen unpassenden Tempostrang verfolgte. Das Trio bildete nur ganz sporadisch eine Einheit. Oftmals präsentierte sich das Klangbild leider ausgefranst und wackelig. Es kochte nicht es köchelte, es war kein flammender Appell sondern nur ein unentschlossenes Geplauder. Die Spielsituation versprühte den Charme einer Rehearsal-Session, hatte aber seinen Reiz.