21. April 2017
Von Hannes Schweiger

DO 20.April 2017
episode 5 – Königsklasse
SHAKE STEW introducing KING SHABAKA
Lukas Kranzelbinder (e-b, acc-b, gembri), Mario Rom (tp), Johnny Schleiermacher (ts, bs, fl, moog), Clemens Salesny (as, ts), Manuel Mayr (e-, acc-b), Niki Dolp, Mathias Koch (dr, perc) & special guest: Shabaka Hutchings “King Shabaka” (ts, cl)

Sie machten erneut nicht viel federlesen und imaginierten eine imposante Feierstunde einer multidirektionalen Jazzauffassung des unbarmherzig Gegenwärtigen - die herrlich verrückten Klangberserker um Mastermind Kranzelbinder. Diesmal hielten sie richtig Hof, hatten sie doch einen „King“ hinzugezogen. Jener nennt sich wie ersichtlich „King Shabaka“ und ist einer der auffallendsten Vertreter der „Twenty Something“ Jazz-Szene des British Kingdom. Schon im Eröffnungsakt preschte Hutchings, flankiert von den beiden Bassisten und Schlagzeugern, ein stürmisches rhythmisches Lauffeuer mit afro-kubanischem Beschleuniger anfachend, mit großem Ton und einem entfesselten Klangdrang los. Markenzeichen seines erdigen Spieles sind eine markant gegliederte Melodierhythmik und variantenreiche Motivketten. Sonny Rollins schaut ihm zufrieden über die Schulter. Und er war sofort integraler Bestandteil der Bandchemie. Wie diesmal überhaupt das innere, sprudelnde Quellgebiet der Musik von zeitstrukturierter Grooveness dominiert war. Mitreißende, abenteuerliche Kreuz- und Gegenrhythmen und polymetrische Figurationen waren die Leitlinie für reichlich Freizonen, die sowohl spontane Kollektivimprovisationen evozierten, als auch himmelstürmende Soli aller, elementare Güte ausweisend, ausbrechen ließen. Betreffend letzterem war speziell Mario Rom, was die anderen Kollegen hier nicht in den Schatten stellen soll, an diesem Abend der überragende Gipfelstürmer. Atemberaubend wie er jede Windung seines Instrumentes auslotete, fauchte, jauchzte, schmatzte, strahlte. Nicht nur dass das Kollektiv wiederum mit dezidierter Kenntnis in die Jazzhistorie abtauchte – konkrete Assoziationen an George Russells Lydian-Chromatic Concept, die Art Ensemble Of Chicago Ästhetik oder mingussche Kollektivität klangen durch -, kokettierte es mit viel Geschick, nicht zuletzt durch Hutchings Input, mit den rhythmischen Eigenheiten des Dancefloor. Ergebnis war eine anregende Verbundenheit. So gerierte sich der Abend ein weiteres Mal als geistreich, ergreifend und unverschämt fangfrisch. Die Band der Stunde.