5. Mai 2017
Von Hannes Schweiger

DO 04.Mai 2017
Fast Amazing Trip
FAT – FABULOUS AUSTRIAN TRIO
Alex Machacek (e-g), Raphael Preuschl (e-b), Herbert Pirker (dr, sample)

Äußerst amüsant war zunächst die Ansage von FAT-Gitarrist Alex Machacek für die er in die  Rolle von Porgy-Chef Christoph Huber in dessen Funktion als Ansager schlüpfte. Hernach bekamen die HörerInnen erbarmungslos ihr Fett ab. Das rhythmische Energiezentrum Herbert Pirker, er war zwischen seinen beiden anderen ebenso besten „durchtrainierten“ Kollegen auf der Bühne positioniert, warf die „Fettverbrennungsmaschine“ an und katapultierte das fabulöse Terzett von 0 auf 100 in fünf Sekunden. Doch nein, hier brach sich kein aufschneiderischer Geschwindigkeitsrausch Bahn. Den Jungs brennt es einfach unter den Fingernägeln. Ihnen gehen  hochkomplexe Strukturen, aberwitzige Tempo- und Rhythmuswechsel, waghalsige Harmonietexturen und melodische Kapriolen, in ungekünstelter Weise realisiert, leichtest von der Hand. Es ist diese unbändige Lust am Verqueren, am Ausloten asymmetrischer Verschachtelungen im Spannungsfeld von Jazz und Rock. Intensivierend war  zudem der Umstand, dass neben der präzisen Ausformung der auskomponierten Vorlagen, hinsichtlich derer man Grund der engverschränkten Kommunikation zwischen den Musikern den Eindruck hatte, diese sind kollektiv erarbeitet, eine spontane Konstruktivität immer wieder für frische Schubkraft und kreative Unruhe sorgte. Wie könnte es sonst anders sein, dass Alex Machacek permanent neue webmusterartige Akkordauflösungen bzw. findige, vertikal definierte Erweiterungen in seinen Improvisationen hervorsprudeln ließ, oder  der trommelnde Genius Herbert Pirker zuhauf Schlagkombinationen, polyrhythmische Finessen und Paradiddle- /Triolenverkettungen in phänomenaler Hand- und Fußarbeit ausschüttete, oder ein in einen ziemlich relaxten Modus sich einschwingender Raphael Preuschl oktavmäßig weitgefasste Melodieschnüre mit wunderbaren Einfällen auslegen konnte. Was das Trio mit gesättigter Ausgereiftheit und Stringenz in die Jazzpräsens einwirft, gerät zu einer repräsentativen Revitalisierung des Jazzrock. Nicht nur, dass die drei „FATen“ die charaterisierenden Formalismen, wie komplexe Kompositionen und Arrangements dieser, die Jazzentwicklung der 1970er Jahre prägende Spielhaltung kreativ weitertreiben, haben sie einen ausnehmend individuellen Bandsound geschaffen. Zweifellos liehen alle drei den wesentlichen Fackelträgern dieser Stilistik, vom Mahavishnu Orchestra über Return to Forever, Tony Williams Lifetime bis zur Alan Holdsworth Band aber auch exemplarischen Vertretern des Avantgarderock, Zappa sei hier erwähnt, aufmerksamst ihre Ohren und haben folgerichtige, elementare Schlüsse daraus gezogen. In der FAT-Musik wuselt es nur so vor „Triglyzeriden“ und sie bildet das Schlagobers auf dem Kuchen den sich die jazzaffinen, einen Rockapproach frönenden Gitarrentrios teilen. Eine Offenbarung die in die Herzgrube fuhr.