28. Mai 2017
Von Hannes Schweiger

SA 27. Mai 2017
The Maximalism Of A Minimalist
TERRY RILEY & GYAN RILEY
Terry Riley (p, voc, electronics), Gyan Riley (e-g, devices, voc)

Konzertbeginn: Man war sozusagen auf eine hypnotische Arpeggio-Figur im Repetitionsraster eingestellt. Doch es folgte die Überraschung in Form eines ausladenden Songs im Singer/Songwriter-Design mit relaxtem Rockhabitus. Vater und Sohn Riley vertieften sich in konventionelle, aber umso gehaltvollere durlastige Akkordik und Melodik, allerdings durch gelegentliche unorthodoxe Sounspielereien an der Gitarre aufgebrochen. In zusätzliches Erstaunen versetzte Terry Riley in der Rolle als Sänger. Mit noch ziemlich kräftiger, sonorer Stimme stellte er sich als solcher ein und verkündete gescheite, kritische Texte zur Zeit mit einer feinen Prise Humor. Von einem kurzen Zwischenspiel an der Elektronik, tranceartiges Ambiente versprühend, abgesehen, war Riley Sr. ausschließlich am Flügel zu hören, dessen Qualitäten er sich gekonnt zu eigen machte. Den für sein musikalisches Terrain charakteristischen minimalistischen Ansatz deutete er, speziell im ersten Teil des Konzertes, nur rudimentär an und praktizierte anstatt flüssige Akkordfortschreitungen umspielt von kurzen in Bezug zur jeweiligen Tonart stehenden Improvisationen. Die Songstrukturen nahmen großen Raum ein, wirkten jedoch ungemein beweglich und ließen zum einen doch einigen Raum für spontane Ausweitungen, die vor allem Riley Jr. mit phantasievollen Verzierungen, kontrapunktische implementierend wie homogen weiterführend, nützte bzw. verzückten die Texturen gelegentlich mit unerwarteten, komplexen Unisonopassagen. Und Terry Rileys Gesang berührte mit einer unprätentiösen Lässigkeit, die so manchem heutigen hipen Singer/Songwriter, was Wagemut und Eigenheit angeht, die Schneid abkauft. Eigentlich stand er dabei nicht weit abseits der großen avancierten Rocksänger wie Robert Wyatt, John Cale oder Jack Bruce. Genüsslich, wie Riley das Konzert als einen kompakten Streifzug durch sein fassettenreiches musikalisches Schaffen anlegte. Nach den Ausführungen seiner Affinität zum Rock, nahm er im zweiten Konzertteil zu seinem pioniergeistigen Minimal Music-Konzept dezidierteren Bezug, vermied aber auch hier die konsequente Striktheit der geringfügigen Tempoverschiebungen und repetitiven rhythmischen Periodizität. Im Gegenteil, die Rhythmik wurde von den Rileys äußert dehnbar gestaltet und in flirrende Mid-Tempo Schwingungen versetzt.

Konzertende: das ließ Terry Rileys Jazzvergangenheit in einem eleganten Cool Jazz Kleinod anklingen. Zwei höchst sympathische Menschen und Musiker, der eine in Würde und wachem Geist gealtert, der andere ein umtriebig forschender Freigeist. Somewhere over the Rainbow.