DO 01. Juni 2017
episode 6 – FANGschluss
SHAKE STEW “Grande Finale”
Lukas Kranzelbinder (e-b, acc-b, gembri), Mario Rom (tp), Johnny Schleiermacher (ts), Clemens Salesny (as, crackle box), Manuel Mayr (e-, acc-b), Niki Dolp, Mathias Koch (dr, perc) & special guest: The Golden Twaeng (g) & The Lost Queen (voc)
Bei ihrem „Endspiel“ im Rahmen der P&B Stageband-Serie, betreffend dieser Mastermind Lukas Kranzelbinder hinsichtlich der gesamten Inszenierung neue Standards setzte, langten Shake Stew nochmals so richtig in die Vollen. Mit Feuereifer brannten sie ein Potpourri aus ihren bisherigen Programmen ab, ergänzt um das eine oder andere neue Stück, welche die beiden Gäste in den Mittelpunkt rückten. Einem druckvollen Eröffnungsstück, das in einer wahren Groove-Stampede flankiert von schneidenden Bläsertutti in ausgelassenem Tempo dahin rollte, folgte die schrille, aber funktionierende Begegnung der vitalen, unverbrauchten Jazzgestik der Band mit der heiteren und von jeder Menge Tremolo gekennzeichneten Surf-Rock Stilistik, vom Mann im goldenen Anzug auf der Gitarre intoniert, was sich einmal in einen hinreißenden Rockabilly-Blues auswuchs, das andere Mal sich als vertrackt modales Jazzsurfing austobte. Mit der Lost Queen, die im Zusammenspiel mit Shake Stew zu fulminanter Ausdruckskraft gefunden hat, wurden obsessive, emotional hochspannende Momente eingeFANGen. Dazwischen wirbelte das Ensemble seine Grammatik der Diversität durch den Raum. Und der undogmatische Umgang mit diesem Klangschatz hat sich unüberhörbar deutlich im Laufe der Stage Band Abende aufs Aufregendste ausdifferenziert. Die Band ist in ihrem gemeinsamen Schöpfungsdrang noch kompakter geworden und kann mit den vorgegebenen Ordnungsprinzipien mittlerweile noch spontaner und elastischer hantieren bzw. können die Improvisationen, deren famos überschäumende es auch diesmal nicht zu wenig gab, noch weitere Kreise im tonalen Freiraum ziehen. Von ganz besonderer Ohrenfälligkeit war das erspielte engmaschige Rhythmusgeflecht, welches vor mitreißender Schubkraft zu bersten schien, in dessen innerem Gefüge die Drummer in abenteuerlichster Weise mit Kreuz- oder Komplementärrhythmen, resoluten Grooveverdoppelungen oder der Loslösung von der Zeitachse jonglierten, dem die beiden Bassisten grund ihres Ping Pong-artigen Ideenrausches zusätzliche Maserungsvielfalt bescherten. Solistisch stand somit den Melodikern Tür und Tor offen. Atemberaubend laufen gelassen im letzten Stück des Konzertes, da ging auch ein goldener Konfettiregen hernieder, mit gospelinspiriertem Ambiente inklusive inbrünstiger Saxophongesänge und einem unfassbaren „Preaching Solo“ von Mario Rom. Resümee: sechs exzeptionelle Abende die in die Club-Annalen eingehen und mit denen Lukas Kranzelbinder und seine Shake Stew Crew, der, wie wir alle wissen, schon seit längerem heftig pulsierenden österreichischen Jazzszene einen, mittlerweile global ausstrahlenden, weiteren wirkmächtigen Kreativschub angedeihen ließ. Shake It All Over.