Karl Ratzer: guitar, vocals
Ed Neumeister: trombone
Johannes Enders: tenor saxophone
Peter Herbert: bass
Howard Curtis: drums
Die hohe Kunst des “Laid Back”
Ans musische Herz gewachsener Usus sind die Jahresabschluss bzw. Jahresbeginn Konzerte der heimischen Jazzgitarren-Autorität Karl Ratzer. Diesmal in Quintettbesetzung abgefeiert.
Und derart entspannt und lässig, wie am heurigen ersten Tag des Jahres, hat man selbst den von Haus aus gelassenen „Mr Cool-Hand“ Ratzer mit seinem famosen Kollegium schon länger nicht angetroffen. Demnach offerierte sich das tief, aber nicht verbissen, in der Jazztradition wurzelnde, zeitlose Neo-Bop bzw. soultriefende, aktualisierte Hard Bop Spielideal, nicht zuletzt durch den reichhaltig zur individuellen Ausgestaltung vorhandenen Raum, enorm frisch und als Folge ergreifend, mitreißend. Entscheidend ist einfach die Vertrautheit mit dem tradierten Material, um mit deren Funktionsstrukturen und den zugrunde gelegten Changes spontan interagieren zu können. Diesbezüglich hörte man fünf ausgebuffte Meister. Ratzer hatte ein kurzweiliges, elegant dahinfließendes Sammelsurium aus Standards und Originalthemen, in deren Kernen balladeskes, rock & rollendes, bossa noviges, relaxt funkiges köchelte, zusammengestellt. Seine Mitstreiter genossen dieses Material um nichts weniger als Ratzer selbst. Eine Wonne zu hören wie er die Grundharmonien von Standards in „Real Time“ zerlegte, umdeutete und neuinhaltlich zurück ins modale, mid-tempo bestimmte Geschehen brachte und seinen Partnern inspirierenden Zündstoff lieferte. Die beiden Bläser von feinster Könnerschaft ließen es immer wieder einfach laufen und verwoben elementares Regelwerk mit sich in einem Normrahmen bewegenden, ausgedehntesten Improvisationsfantasien. Wenn in diesen, dann eben all die glatte Routiniertheit absorbiert erscheint, und der Momentzauber von Timing, Feeling und Imaginationskraft die Gewichtung der Musik definiert, wird das Wesen des „Inside the Music“ beschworen. Apropos Timing: Das dieses im rhythmischen Impetus, mit anspornenden Details wie Verschiebungen, Überlagerungen, Aussparungen, immer präzise tänzelte, hatten die restlichen beiden Koryphäen der Band Peter Herbert und Howard Curtis, zwei wahre „Nachtigallen“ auf ihren Instrumente, zu verantworten. Sie setzten eben nicht nur geschickte rhythmische Markierungen, sonder spielten auch ihren melodischen Feinsinn geschmackssicher aus. Wenn dann noch in diesem kollektiven Beseeltheitsrausch „Sir Karl“ zum Croonen ansetzte, war´s zum niederknien. Ganz große dem Jazz zugeneigte Klanginszenierung mit heutigen Wesenszügen - Weltklasse. (Hannes Schweiger)