Das Fragile Quartet, dem außer Moore auch zwei am Konservatorium ausgebildete Musiker der jüngeren Generation angehören – Pianist Harmen Fraanje und Bassist Clemens van der Feen –, ist das Ensemble, mit dem Moore seit 2007 am häufigsten gespielt hat. Das entspannte „Live in Chicago“, wunderbar mitgeschnitten von David Zuchowski im Beisein eines rücksichtsvoll ruhigen Publikums in Amsterdam, ist ihr viertes Ramboy-Album (nach „Fragile“, „Amsterdam“ and „Easter Sunday“).
Moore’s Klarinetten-Balladen besitzen eine stille Tiefe und Schönheit, die er schon perfektioniert hat, noch ehe er Jimmy Giuffre’s melancholische kleine Ensembles hörte – was nicht heißt, dass er dann nicht Gefallen daran gefunden hätte. Jeder Hörer, der sich nach einer Klarinette im Giuffre-Stil sehnt, sollte sich tief in den Ramboy-Katalog versenken (angefangen vielleicht mit dem Trio Chicoutimi von Moore, Fred Hersch und Mark Helias 1993). Moore’s runder Vollmond-Chalumeau-Ton ist vielleicht der schönste Klarinetten-Klang, der sich finden lässt, aber im Gegensatz zu Giuffre scheut er auch nicht das höhere Register, und sein Ansatz ist eklektischer. Da gibt es mehr Triller, die Vogel-Abstraktionen können einen Morton-Feldman-Biss verleihen („Gauzy“) oder auch coole Distanz („Go to Gate“, „In the Moon“). Die Rhythmusgruppe trägt wesentlich dazu bei: Fraanje und Van der Feen zeigen löbliche Zurückhaltung – aber keine Scheu – und die Fähigkeit, ihren Beitrag dem Moment angepasst dramatisch in den Vorder- oder Hintergrund zu setzen. (Kevin Whitehead – Point of Departure, Juni 2016)
„Es gibt nicht viele Komponisten/Improviser, die den Zuhörer so zu bezaubern vermögen wie Michael Moore. Sein cooler, seidiger Ton, ein bisschen trocken, aber auf eine angenehme Art, zieht einen an. Seine Kompositionen erscheinen unangestrengt lyrisch, doch da gibt es stets einen kleinen, schrägen Touch, der Aufmerksamkeit erregt: eine Klangfolge, bei der einem plötzlich auffällt, dass sie sich schon über eine äußerst lange Zeit hinweg aufgebaut hat; ein in Mehrdeutigkeiten in der Schwebe gehaltenes Finale oder ein unvorhergesehener Richtungswechsel, der einen unvorbereitet erwischt. Seine vorliegenden Alben (und davon gibt es viele) folgen immer einem ganz klaren Konzept, allerdings ohne kreative Beschränkungen. Diese Kombination aus maßvoller Schönheit, scharfer Intelligenz und bestimmter Zielgerichtetheit vermag absolut zu überzeugen. Seine drei letzten Veröffentlichungen auf seinem Label Ramboy, jedes anders als die anderen, sind ausgezeichnete Beispiele für seine Kunst – gefühlvoll und hintergründig subversiv.“ (Ed Hazell/pointofdeparture.org)
http://www.doek.org/project/michael-moore-quartet/